Berlin, 24.06.2021. Am 27. Juni 1989 durchschnitten die Außenminister von Ungarn und Österreich symbolisch den Eisernen Vorhang und ebneten damit schon bald Hunderten von DDR-Bürgern den Weg in die Freiheit. Doch alles begann schon Wochen vorher. Ungarische Soldaten beseitigten Anfang Mai 1989 mit Bolzenschneidern und Blechscheren die Stacheldrahtverhaue an der Grenze zu Österreich. Doch die Medien und die Öffentlichkeit nahmen kaum Notiz von dieser folgenreichen Aktion. Das Loch im Eisernen Vorhang wurde jedoch von Tag zu Tag größer und mit ihm wuchs das Bewusstsein in beiden Staaten, dass hier Geschichte geschrieben wird. Am 27. Juni schließlich trafen sich Gyula Horn (Ungarn) und Alois Mock (Österreich) in der Nähe von Sopron und legten Hand an den Zaun, der West- und Osteuropa jahrzehntelang trennte und eine unüberwindliche Barriere zwischen demokratischen Systemen und den kommunistischen Diktaturen darstellte.

Bewacht blieb die Grenze jedoch weiterhin. Denn es sollte noch bis zum „Paneuropäischen Picknick“ am 19. August 1989 dauern, bis DDR-Bürgerinnen und -Bürger das „Loch im Zaun“ nutzen konnten, um in den Westen zu fliehen. Durch Flugblätter auf das Freundschaftsfest der Österreicher und Ungarn aufmerksam geworden und ermutigt von dem Beitritt Ungarns zur UN-Flüchtlingskonvention im Juni, die eine mögliche Auslieferung an die DDR verbot, nahmen sie ihre Chance wahr. Von dem unerwarteten Ansturm überrascht, ließen die Grenzsoldaten sie passieren. Nur einen knappen Monat später öffnete Ungarn seine Grenzen für die rund 60.000 dort noch ausharrenden DDR-Bürger. Das Ereignis vom 27. Juni und seine Folgen beschleunigten den Auflösungsprozess in der DDR, der schließlich am 9. November im Mauerfall gipfelte.

„Vor dem Hintergrund des gemeinsamen Strebens nach Demokratie und Freiheit, das die demokratischen Aufbrüche im gesamten Ostblock 1989 prägte, ist die Erinnerung an die Öffnung des Eisernen Vorhangs verbunden mit der Besinnung auf demokratische Werte und Toleranz – auch hierfür steht 1989“, betont die Direktorin der Bundesstiftung Aufarbeitung, Anna Kaminsky.