Auch 15 Jahre nach dem Ende der SED-Diktatur haben viele Menschen, die in der DDR aus verschiedenen Gründen Opfer politischer Verfolgung wurden oder sich als Widerständige dem diktatorischen System entgegenstellten und dafür ihren Preis in Form von Haft und Verfolgung zahlen mussten, an deren Folgen zu tragen. Die Langzeitfolgen für die Psyche ehemals Verfolgter wurden für diese oft erst in den letzten Jahren spürbar, z. B. nach Einsicht in ihre Stasi-Akten.

Das soeben im Psychosozial-Verlag erschienene Buch widmet sich der Frage, welche seelischen Verletzungen durch Verfolgung, Bespitzelung, Haft und Psychoterror ausgelöst werden können und welche Wirkungen das "Späte Gift" der zweiten deutschen Diktatur für die Betroffenen bis heute hat.

Stefan Trobisch-Lütge, der 1995 die Beratungsstelle "Gegenwind" für politisch Traumatisierte der DDR-Diktatur gründete, beschreibt auf Grundlage seiner langjährigen psychotherapeutischen Tätigkeit die Dimensionen dieser psychischen Schädigungen. Das Buch wendet sich gleichermaßen an Betroffene und ihre Angehörigen, professionelle Helfer sowie interessierte Laien, da es vor allem die traumatisierende Weitergabe seelischer Deformationen einer genauen Analyse unterzieht.

Das Buch wurde unterstützt und gefördert mit Mitteln der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.

Das späte Gift. Folgen politischer Traumatisierung in der DDR und ihrer Behandlung. Stefan Trobisch-Lütge mit einem Vorwort von Marianne Birthler. Gießen: Psychosozial-Verlag 2004, 171 Seiten, 19,90 Euro.

Berlin, 14. Oktober 2004