Das Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung 2022 fragt nach der Bedeutung konservativer Denkfiguren in den staatssozialistischen Gesellschaften, nach Heimat, autoritären Mentalitäten, patriarchalen Familienbildern und ethnischer Homogenität. Die Beiträge widmen sich u.a. den Konflikten, die sich aus dem Aufeinandertreffen von heimatlicher Volks- und westlicher Popkultur oder zwischen Feminismus und autoritärer Familienpolitik ergaben. Außerdem wird die Rolle des Konservatismus für die sowjetische Transformation vom Spät- zum Postkommunismus diskutiert. Geografische Schwerpunkte bilden die SBZ/DDR, Rumänien, Polen, die Sowjetunion und ihre Nachfolgestaaten Estland und Belarus.

Drei Jahrzehnte nach der Überwindung des Kommunismus haben sich in Ländern des ehemaligen Ostblocks neue, illiberale Regime etabliert. Inwieweit die Ursprünge dieser Entwicklung in die Zeit des Staatssozialismus zurückreichen, wird zunehmend auch von den Geschichtswissenschaften diskutiert. Diese Perspektive stellt die lange vorherrschende Interpretation infrage, der Zusammenbruch des Kommunismus sei ein säkularer Triumph des »Westens« und seiner Werte von Demokratie, Pluralität und Liberalität gewesen.

Das Jahrbuch dokumentiert die Beiträge, die für die 2. Hermann-Weber-Konferenz für Historische Kommunismusforschung in Berlin im Jahr 2020 geplant waren, die jedoch Corona-bedingt ausfallen musste. Das JHK 2022 wurde von Jens Gieseke vom Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam konzipiert und in Kooperation mit ihm herausgegeben.

Das 1993 von Hermann Weber in Mannheim begründete und seit 2004 im Auftrag der Bundesstiftung Aufarbeitung herausgegebene Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung ist die wichtigste deutschsprachige Plattform der deutschen und internationalen historischen Kommunismusforschung.

Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung 2022, hrsg. von Jens Gieseke (Gastherausgeber der Ausgabe 2022) sowie Ulrich Mählert u. a. im Auftrag der Bundesstiftung Aufarbeitung, Berlin: Metropol Verlag 2022, 240 S., ISBN: 978-3-86331-642-6, 29,- Euro. Ab 31. März 2022 im Buchhandel erhältlich.

Weitere Informationen zum Buch.