Reisen und Tourismus in der DDR bis 1989 sind Thema der sechsten Podiumsdiskussion aus der Reihe „Zeitzeugenperspektiven“ der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur am 10. November um 18 Uhr. Dabei sprechen der ehemalige „Jugendtourist“-Reiseleiter Detlef Berg und die Autorin Claudia Rusch über ihre Erfahrungen. Der Historiker und Soziologe Hasso Spode, Leiter des Historischen Archivs zum Tourismus, komplettiert die von Robert Ide (Tagesspiegel) moderierte Gesprächsrunde.
„Du hast den Farbfilm vergessen“, sang Nina Hagen 1974 in ihrem Schlager über den Urlaub auf der Ostseeinsel Hiddensee. Die Menschen in der DDR verreisten gern und häufig, wobei die Erinnerungen auf Fotopapier lange schwarz-weiß blieben: Bis zu zwei Millionen Urlaubsreisen pro Jahr organisierte allein der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund. Diese Reisen und der gesamte DDR-Tourismus waren bis in die 1980er-Jahre zunehmend staatlich reglementiert. Die Urlaube wurden häufig direkt von den Betrieben organisiert, vom FDGB-Feriendienst oder dem Reisebüro der FDJ „Jugendtourist“. Fahrten in das sozialistische Ausland boten vor allem Jugendlichen eine Nische. Dennoch war Reisen keine reine Privatsache: Die Staatssicherheit überwachte das Reisegeschehen im In-und Ausland, um Fluchten zu verhindern.
DDR-Bürgerinnen und Bürger hatten trotz der Reglementierungen ein ungebrochen großes Interesse, andere Länder und Kulturen kennenzulernen. In der Friedlichen Revolution wurde die Reisefreiheit schließlich zu einer zentralen politischen Forderung.
Die Erinnerungen von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen sind wertvolle Quellen der historischen Auseinandersetzung in Wissenschaft und Bildungsarbeit. Über das Portal www.zeitzeugenbuero.de der Bundesstiftung Aufarbeitung können bundesweit Zeitzeugengespräche zu unterschiedlichen Aspekten der Geschichte von deutscher Teilung, Einheit und Transformation angefragt werden:
https://www.zeitzeugenbuero.de/
Podiumsdiskussion: DDR-Tourismus – Reisen in Grenzen
10. November 2022 | 18 Uhr
Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur | Kronenstraße 5 | 10117 Berlin
Für die kostenfreie Teilnahme vor Ort wird um eine Anmeldung bis 09. November 2022 gebeten:
https://www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/de/anmeldung/ddr-tourismus
Die Veranstaltung wird zudem im Livestream bei YouTube übertragen:
https://www.youtube.com/watch?v=m6YQ6SjoUes