[b]40 Prozent sehen bis heute vor allem Unterschiede zwischen Ost und West[/b]

Durch den Mauerfall am 9. November 1989 ist das Leben in Deutschland insgesamt besser geworden, das sagten drei Viertel der Befragten (74 %) bei einer repräsentativen Umfrage von Kantar im Auftrag der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Dass die Friedliche Revolution von 1989 ein Glücksfall war, denken insgesamt 76 Prozent der Befragten, in Ostdeutschland sogar 81 Prozent. „Angesichts der aktuellen Ost-West-Debatten ist es ermutigend, dass die Mehrheit der Menschen die Friedliche Revolution und den Mauerfall vom 9. November 1989 als historischen Glücksfall sehen“, sagte die Geschäftsführerin der Bundesstiftung Aufarbeitung Anna Kaminsky.

Zugleich sind 30 Jahre nach dem Mauerfall rund 40 Prozent der Befragten der Ansicht, dass die Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland größer sind als die Gemeinsamkeiten. In Ostdeutschland sind sogar 62 Prozent dieser Meinung. „Wir sehen, dass viele Menschen in Ostdeutschland nicht das Gefühl haben, im vereinten Deutschland angekommen zu sein. Das hat viel mit den hohen Erwartungen an das Leben in der Demokratie und den tatsächlichen Erfahrungen und Enttäuschungen zu tun. Auch die Nachwirkungen des Lebens in der Diktatur darf man hier nicht unterschätzen“, erklärte Kaminsky.

Die Enttäuschung über aktuelle Entwicklungen darf nicht dazu führen, die 1989 errungenen Rechte und Freiheiten gering zu schätzen. Das Recht zu reisen, zu wählen und die eigene Meinung frei zu äußern, diese entscheidenden Unterschiede zwischen Diktatur und Demokratie werden heute zu wenig wahrgenommen. Der 30. Jahrestag des Mauerfalls ist also nicht nur ein Grund zum Feiern, sondern mahnt uns, die Erinnerung an Diktatur und Teilung nicht der Verklärung und Geschichtsklitterung zu überlassen. Die kontroversen Diskussionen gehören zur demokratischen Auseinandersetzung dazu, sie  machen aber auch deutlich, dass die Aufarbeitung nicht beendet ist, sondern vielmehr gestärkt werden muss“, sagte Anna Kaminsky.

Die vollständigen Ergebnisse der repräsentativen Umfrage von Kantar

2019