Der Karl-Wilhelm-Fricke-Preis 2024 wird am 13. Juni um 18 Uhr in der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur verliehen. Der mit 20.000 Euro dotierte Hauptpreis geht an den Lern- und Gedenkort Kaßberg. Im Kaiserreich erbaut, wurden dort in der Nazizeit Gefangene der Gestapo, insbesondere Chemnitzer Juden, inhaftiert und misshandelt. In der DDR war Kaßberg die größte Untersuchungshaftanstalt des Landes. Später war es der Ort, an dem 90 Prozent aller politischen Häftlinge in DDR-Gefängnissen für den Freikauf durch die Bundesrepublik zusammengeführt wurden. Seit 2011 kümmert sich ein Verein um die Erhaltung des Ortes. Mit der Verleihung des Hauptpreises würdigt die Jury dieses jahrelange ehrenamtliche Engagement der Vereinsmitglieder sowie insbesondere des 2019 verstorbenen Vorstandsmitglieds Volker Bausch. Wir freuen uns auf die Laudatio von Katrin Budde MdB, Vorsitzende des Ausschusses für Kultur und Medien des Deutschen Bundestages.
Den Sonderpreis erhält der Journalist, Dokumentarfilmer und Autor Peter Wensierski, der zuletzt mit dem Bestseller „Jena Paradies“ ein breites Publikum erreichte. Schon mit 24 Jahren berichtete Wensierski als Westjournalist aus der DDR. Er brachte den Westdeutschen die Realität im zweiten deutschen Staat näher und das in einer Zeit, in der dieser zuweilen als „kommode Diktatur“ verklärt wurde. Über das Westfernsehen wirkte er aber auch in die DDR hinein und stärkte so die Selbstmobilisierung der DDR-Opposition, mit der er, oft unter Inkaufnahme persönlicher Risiken, eng zusammenarbeitete. Peter Wensierski ist somit im besten Sinne des Wortes ein politischer Journalist. Bis heute tritt er Verklärungen der DDR unermüdlich entgegen und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung der kommunistischen Diktatur in SBZ und DDR. Die Laudatio hält Uwe Schwabe, Bürgerrechtler und Vorstandsvorsitzender des Archiv Bürgerbewegung Leipzig.
Mit dem Nachwuchspreis wird Leonie Schöler ausgezeichnet. Mit ihrem Tik Tok Kanal @HEEYLEONIE hat sie bewiesen, dass das oft als demokratiegefährdend bezeichnete Netzwerk auch als seriöses politisch-historisches Bildungsmedium genutzt werden kann. Die Journalistin, Historikerin und Moderatorin präsentiert ihren 230.000 Followern Clips zur DDR-Geschichte, zur Geschichte des Nationalsozialismus, Geschlechtergeschichte, zu Rassismus oder Antisemitismus. Sie tut dies in einfacher Sprache – ohne zu vereinfachen. Eine hohe Kunst, vor allem in Zeiten der Desinformation, die die Jury deshalb besonders würdigen möchte. Die Laudatio hält Prof. Dr. Tobias Ebbrecht-Hartmann von der Hebrew University of Jerusalem.
Der nach dem Publizisten Karl Wilhelm Fricke benannte Preis wurde 2017 durch eine Spende des Mediziners, Autors und ehemaligen Fluchthelfers Burkhart Veigel ermöglicht. Der Jury des Preises unter der Leitung der ehemaligen Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen Marianne Birthler gehören neben Altbundespräsident Horst Köhler die russische Menschenrechtlerin Irina Scherbakova, der Schriftsteller Marko Martin, der Preisspender Burkhart Veigel und die Direktorin der Bundesstiftung Aufarbeitung Anna Kaminsky an.
Verleihung des Karl-Wilhelm-Fricke-Preises 2024 am 13. Juni 2024 | 18 Uhr
Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur | Kronenstraße 5 | 10117 Berlin
Anmeldung: presse@bundesstiftung-aufarbeitung.de oder über das Anmeldeformular