Vier von fünf Bundesbürgern halten die Auseinandersetzung mit der SED-Diktatur weiterhin für wichtig. Fast 60 Prozent teilen die Überzeugung, dass die Diktaturaufarbeitung die Demokratie in Deutschland stärkt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Forsa-Umfrage der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur zum 30. Jahrestag der deutschen Einheit.
„Historisches Wissen ist die beste Medizin gegen den nach wie vor verbreiteten Einheitsfrust“, so die Geschäftsführerin der Bundesstiftung Anna Kaminsky. „Noch immer ist rund die Hälfte der Befragten der Auffassung, dass das Trennende zwischen Ost und West bis heute überwiegt. Umso zuversichtlicher stimmt es mich, wenn neun von zehn Vertretern der unter 30-Jährigen historisch-politische Bildungsarbeit zur Geschichte der Teilung und der kommunistischen Diktatur für notwendig erachten“. Die Forsa-Studie zeigt, dass bundesweit 47 Prozent den Einigungsprozess als weitgehend gelungen betrachten. In Ostdeutschland ist nur jeder Vierte dieser Auffassung. Anna Kaminsky: „Die Geschichte der deutschen Einheit seit 1990 wird viel zu oft als Verlust- oder Defizitgeschichte erzählt. Die Realität der DDR-Wirtschaft wird dabei ebenso ausgeblendet wie die Lebensläufe jener Ostdeutschen, für die das Jahr 1990 zu einem Aufbruch geworden ist.“ In Ost wie West fehle es immer noch an Wissen und an einem unvoreingenommenen Diskurs über die Zeitgeschichte des Einheitsprozesses nach 1990.
„Eine zeithistorische Perspektive, die die 1980er- und 1990er-Jahre gleichermaßen in den Blick nimmt, vermag dem populistischen Gerede entgegenzuwirken, die heutige Bundesrepublik würde die bürgerlichen Freiheitsrechte kaum weniger beschneiden als zuvor die DDR“, so die Geschäftsführerin. Auch wenn sich bundesweit 80 Prozent der Befragten gegen eine solche Gleichsetzung verwahren, stoßen diese Behauptungen immerhin bei rund 30 Prozent der Ostdeutschen sowie bei zwei von drei Anhängern der AfD auf Zustimmung.
Die vollständige Auswertung der Forsa-Umfrage vom 24. September 2020 finden Sie hier: