Vor 30 Jahren fiel die Berliner Mauer. In Ostmitteleuropa endete die kommunistische Herrschaft. »1989« wurde zum Symbol für das mutige Erkämpfen von Freiheit und Demokratie. Heute werden vielerorts die damals vertretenen Werte und erkämpften Rechte zur Disposition gestellt. Ist der Aufstieg populistischer Parteien in den postsozialistischen Staaten auf die Zeit vor oder nach 1989 zurückzuführen? Eine Vortragsreihe in Berlin nimmt sich dieser Frage an und eröffnet neue Perspektiven auf die Vorgeschichte und die Folgen von »1989«. Sie erörtert, in welchen Lebensbereichen das Jahr tatsächlich eine Zäsur markiert. Ihren Auftakt bildet ein Vortrag von Prof. Dr. Martin Sabrow am 28. Oktober 2019 in der Bundesstiftung Aufarbeitung.

Unverkennbar tritt seit einigen Jahren zutage: Der Aufbruch von 1989 bewirkte nicht nur politische Systemwechsel in Mittel- und Osteuropa, sondern löste zugleich wirtschaftliche und soziale Umbrüche aus, deren Folgen unsere Gegenwart prägen. Das Projekt einer europäischen Wertegemeinschaft steht vor ungeahnten Herausforderungen. In Deutschland eignen sich rechte Kreise die Slogans der Friedlichen Revolution an und in verschiedenen Ländern Ostmitteleuropas finden Nationalismus und Chauvinismus verstörende Resonanz. Dieses ambivalente Erbe des Staatssozialismus diskutiert nun eine gemeinsame Vortragsreihe der Humboldt-Universität zu Berlin, des Leibniz-Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF) und der Stiftung Berliner Mauer. Sie nimmt den Übergang vom Spät- zum Postsozialismus aus verschiedenen Perspektiven in den Blick. „Unser Anliegen ist es, die deutsche Einheit und den Untergang der Sowjetunion nicht nur als Endpunkt, sondern zugleich als Auftakt einer ebenso hoffnungsvollen wie problembeladenen Entwicklung zu verstehen“, erklärt Prof. Dr. Martin Sabrow, Direktor des ZZF und einer der Initiatoren der Vortragsreihe.

Die Vorträge deuten »1989« als Referenzpunkt gesellschaftlicher Krisenentwicklungen und damit als Vorgeschichte der Gegenwart. Im Mittelpunkt der wöchentlichen Veranstaltungen steht deshalb auch die Frage, inwiefern 1989 Teil einer »langen Wende« war, deren Anfang und Ende – je nach Thema – weit vor und nach der vermeintlichen Zäsur anzusiedeln sind. Wie demokratisch gesinnt war die DDR-Bevölkerung? War der um 1980 beginnende Umbruch auch ein Generationenkonflikt? Welche kulturellen Grenzen und politischen Zugehörigkeiten prägen Ostmitteleuropa seit 1989? Diesen und vielen weiteren Fragen widmen sich die insgesamt 14 Vorträge, die – mit Ausnahme der Auftaktveranstaltung am Montag – immer mittwochs ab 18 Uhr an wechselnden Orten in Berlin stattfinden.

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Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Die Vortragsreihe wird vom Lehrstuhl für Neueste und Zeitgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin und dem ZZF zusammen mit der Stiftung Berliner Mauer und in Kooperation mit der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur veranstaltet.