© Kato Movin‘ Art Company / Till Vielrose
Ernst-Thälmann-Denkmal in Berlin mit Titel-Schriftzug
© Kato Movin‘ Art Company / Katharina Herrmann
Dreharbeiten in Werdau mit Kameramann Till Vielrose und Tonmeister Alexander Heinze und den Protagonisten Marco und Kilian Lippold
© Kato Movin‘ Art Company / Till Vielrose
Die Protagonisten Michael Malz, Antje Dietsch und Marco Lippold (v. r.) vor ihrer ehemaligen Schule in Werdau
Innerhalb eines Jahres, keine Entschuldigung, eine Drehung um 180°!“, ruft ein aufgebrachter Abiturient am 3.Oktober 1990 in die Kamera eines hessischen Fernsehteams. Er ist Schüler an der Alexander-von-Humboldt-Oberschule im sächsischen Werdau. Sein Protest richtet sich gegen den Direktor der Schule. Auch ein Jahr nach der Friedlichen Revolution ist der ehemalige Staatsbürgerkunde-Lehrer immer noch im Amt.
Unser Film „Umgewendet – Schulen nach dem Mauerfall“ beschäftigt sich mit der Frage, wie der gesellschaftliche Transformationsprozess nach dem Fall der Mauer in den ostdeutschen Schulen vonstattenging. Waren doch die Schulen über Jahrzehnte fest verankert mit der sozialistische Staatsideologie. Lehrer*innen fungierten nicht nur als Wissensvermittler, sondern oft auch als verlängerter Arm der Partei.
Mitten in diesem Strudel der Geschichte befinden sich fast 2,4 Millionen Schulkinder: Gerade noch DDR-Bürger*innen, Pioniere, FDJler - wenige Monate später nichts mehr davon. Das alte Wertesystem und die Autorität seiner Vertreter zerfallen binnen kürzester Zeit vor ihren Augen.
Es folgt ein allumfassender ideologischer und struktureller Systemwechsel enormen Ausmaßes – und das im laufenden Schulbetrieb! Während die Bundesrepublik Millionen Lehrbücher in den Osten schickt, bleiben die Lehrer*innen aber dieselben. Sie sollen nun plötzlich ihren Schülern Demokratie lehren, die sie aber selbst nie erlebt haben. Was lösen diese Erfahrungen bei den jungen Menschen und den Lehrkräften aus und welchen Einfluss hat dies bis heute auf sie? Kann man eine Ideologie einfach abstreifen?
Der Film versucht Antworten auf diese Fragen zu finden. Anhand von Archivaufnahmen und Zeitzeugenberichten rekonstruiert er die damalige Zeit und betrachtet die Auswirkungen bis in unsere Gegenwart.
Weiterführende Information:
Dokumentarfilm, 45 Min.,
Koproduktion rbb, Kato Movin‘ Art Company, Herrmannfilm, gefördert von der Bundestiftung zur Aufarbeitung
Regie: Katharina Herrmann
Produktion: 2020/21
Der Film wurde am 3. Mai im Programm der ARD erstmals ausgestrahlt und kann bis Mai 2022 in der ARD-Mediathek abgerufen werden.
https://www.herrmannfilm.de/projekte/umgewendet