Bundesstiftung Aufarbeitung
Kronenstraße 5
10117 Berlin
Archiven kommt eine wichtige Rolle nicht nur für historische Forschungen zu. Auch in Aufarbeitungsprozessen werden Archivalien zu Kronzeugen, die dazu beitragen, Täter schwerer Menschenrechtsverletzungen zu identifizieren und zu überführen. Für die Opfer staatlicher Gewalt hängt von der archivalischen Überlieferung ab, ob sie mit ihren Erfahrungen Glauben finden und rehabilitiert werden.
Mit der umfassenden Öffnung der Archive der SED-Diktatur zum 3. Oktober 1990 setzte die Bundesrepublik Maßstäbe. Über Nacht wurden nahezu alle Dokumente für Forschung, Medien und Betroffene zugänglich. Die Erfahrungen, die bei der Aufarbeitung der NS-Diktatur nach 1945 gewonnen werden konnten, flossen 1989/90 in die Diskussionsprozesse mit ein.
Vor welchen Aufgaben, Herausforderungen, Chancen und vor welcher Verantwortung stehen Archive bei der Aufarbeitung von Diktaturen und Gewaltherrschaft? Wie können sie dazu beitragen, begangenes Unrecht zu „heilen“ und Verbrechen zu bestrafen? Und was, wenn Archive nicht zugänglich sind oder unklar ist, welchen „Wahrheitsgehalt“ von Diktaturen gesammelte Dokumente haben?
Veranstaltungsreihe Transitional Justice. Instrumente – Erfahrungen– Herausforderungen
„Transitional Justice“ bezeichnet die gesellschaftliche und rechtliche Aufarbeitung der von schweren Menschenrechtsverletzungen geprägten Vergangenheit eines Staates. Der Austausch zwischen den internationalen Aufarbeitungsprozessen hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten erheblich zugenommen. Dabei werden die Aufarbeitungsprozesse in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg und nach dem Ende der SED -Diktatur weltweit als gute Beispiele angesehen. Doch gilt dies wirklich und für alle Bereiche von Transitional Justice in Deutschland? Welche Instrumente und Mechanismen wie etwa Lustrationsprozesse, strafrechtliche Aufarbeitung oder Entschädigungsleistungen wurden weltweit genutzt, welche Erfahrungen gemacht? Vor welchen Herausforderungen stehen wir heute? Welche Maßstäbe ergeben sich aus den Menschenrechten für Transitional Justice? Diesen Fragen geht die Veranstaltungsreihe nach.