Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
Kronenstraße 5
10117 Berlin
Angela und Karlheinz Steinmüller, Berlin
Wie jede andere Literatur unterlag auch die SF der DDR der als Druckgenehmigungsverfahren getarnten staatlichen Zensur mit ihren Gutachten und kulturpolitischen Erwägungen. Die Einflussnahme begann jedoch schon ganz am Anfang des „literarischen Entwicklungsprozesses“: Wie weit wagte man sich als Autor an kritische Themen? Wo nahm man zensierende Eingriffe vorweg? Auf welche Passagen war man bereit zu verzichten, um wichtigere Aussagen beibehalten zu können?
Das Genre Science-Fiction hatte den Vorteil, dass die Werke nicht in der realsozialistischen Gegenwart spielten. Dennoch mussten sich die Autoren an ideologische Vorgaben halten, vor allem an das optimistische Zukunftsbild der Propaganda, und aktuelle Reizwörter vermeiden. Typische Formulierungen aus der Zusammenarbeit von Autoren und Verlagen wie „Das geht nicht“, „Und das soll unsere Zukunft sein?“ oder „Der Gutachter empfiehlt…“ belegen das Spannungsfeld zwischen politischen Vorgaben und individuellem Eigensinn. Die Autoren stellen ihr neues Buch über ihre Erfahrungen in der DDR vor: Angela und Karlheinz Steinmüller: Rückblick auf das Lichte Morgen. Essays zu SF und Phantastik in der DDR. Berlin: MEMORANDA Verlag, erscheint am 18. März 2025, 236 S., 23 Euro.
Karlheinz Steinmüller (*1950) ist Diplom-Physiker und promovierter Philosoph. Als SF-Autor und Zukunftsforscher beschäftigt er sich mit der fernen Zukunft der Menschheit. Seit den 1980er Jahren schreibt er zusammen mit seiner Frau Angela SF-Romane und Erzählungen. Das Autorenpaar wurde insgesamt viermal mit dem Kurd-Laßwitz-Preis ausgezeichnet. Die Gesamtausgabe ihrer Werke im Memoranda Verlag Berlin umfasst derzeit 15 Bände. K. Steinmüller berät seit 1991 Unternehmen und Behörden in Zukunftsfragen und lehrt im Masterstudiengang Zukunftsforschung an der Freien Universität Berlin.