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Tagung | Berlin
Ort der Veranstaltung

Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
Kronenstraße 5
10117 Berlin

Vor 35 Jahren legten der Zentrale Runde Tisch und die demokratisch gewählte Volkskammer der DDR im Februar bzw. April 1990 den Grundstein für die Einwanderung von über 200.000 jüdischen Menschen aus der Sowjetunion und ihren Nachfolgestaaten, die eine Neuaufstellung des jüdischen Gemeindelebens in Deutschland zur Folge hatte. Fast zeitgleich kamen seit Ende der 1980er-Jahre ca. 2,5 Millionen Angehörige deutschstämmiger Minderheiten aus (post-)sowjetischen Ländern zunächst nach Westdeutschland und später in die vereinte Bundesrepublik. 

Wie erging es diesen Menschen vor und nach ihrer Ankunft in Deutschland? Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede lassen sich im gesellschaftlichen Umgang mit den beiden Einwanderungsgruppen feststellen? Auf welche Ausgangslage trafen sie und wie prägte postsowjetische Migration das frisch vereinte Deutschland in der Transformationszeit? Diesen und weiteren Fragen widmet sich die Netzwerktagung der Bundesstiftung Aufarbeitung, die sich an Engagierte aus Museen, Gedenkstätten, Vereinen, Initiativen, Bildungs- und Kultureinrichtungen bundesweit richtet. 

Wir sprechen über Herkunft und Identität(en), werfen einen kritischen Blick auf Fremdzuschreibungen und Stereotype der „Mehrheitsgesellschaft“ gegenüber Jüdinnen und Juden sowie Deutschstämmigen aus der ehemaligen Sowjetunion und vermitteln ein besseres Verständnis der historischen Hintergründe aktueller politischer Debatten. Im Fokus steht ein praxisorientierter Austausch darüber, wie Bildungsarbeit dazu beitragen kann, Erfahrungen von Eingewanderten und ihren Nachkommen sichtbar zu machen, Raum für Dialog zu öffnen und Vorurteile abzubauen. Das Treffen soll dazu anregen, anhand konkreter Projekte voneinander zu lernen und Impulse für die eigene Arbeit mitzunehmen.

Programm
  • 10:00 Uhr Begrüßung
  • 10:15 Uhr interaktives Kennenlernen und Einführung in die Thematik
  • 11:00 Uhr kurze Pause
  • 11:15 Uhr Postsowjetische Migrationsgeschichte(n) vielfältig vermitteln – Projektvorstellungen und Gespräch (Moderation: Dr. Jan Wilkens, Alfred Landecker Foundation)
    • Auf welche Situation der jüdischen Gemeinden in der DDR und Ostdeutschland trafen die jüdischen Kontingentflüchtlinge? Anhand des Projekts „Jüdisches Leben in zwei Diktaturen“ stellt Hans Ferenz (Kulturprojekte, Autor) die historische Ausgangslage in der DDR 1989/90 vor und erläutert, wie ein Audiowalk durch das jüdische Ost-Berlin niedrigschwellige Zugänge (nicht nur) für junge Menschen zum Thema schaffen kann.
    • Die in der Öffentlichkeit wenig bekannten „Erfahrungsgeschichten von ‚Sowjetdeutschen‘“, vor allem der Kriegskindergeneration, stehen im Fokus des Zeitzeug:innen-Projekts von Alexandra Kolesnikova, geb. Kenig, (Martin-Luther-Universität Halle). Hier entstehen neue Quellen zur sowjetdeutschen Alltagsgeschichte, zu Deportations- und Umsiedlungserfahrungen sowie dazu, wie sich diese auf die Identitätsbildung der Betroffenen bis heute auswirken.
    • Wie blicken junge, in Deutschland lebende Menschen mit Post-Ost-Hintergrund auf die Erfahrungen ihrer Eltern und Großeltern vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine? Jan Pöhlking (Kulturreferat für Russlanddeutsche) berichtet aus dem Projekt „Junge Russlanddeutsche und der Ukrainekrieg“, das die Stimmen der jungen Generationen in ihrer Vielfalt sichtbar macht.
    • Um Geschichte als gebrochene Kontinuität geht es im Projekt „Gefühlsdinge“. Dr. Alina Gromova (Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum) berichtet von der partizipativen Sammlungsarbeit der Neuen Synagoge Berlin mit jüdischen und migrantischen Communities. Durch emotionale und sinnliche Arbeit mit Objekten erforscht das Projekt emotionale Brücken zwischen Geschichte und Gegenwart und begreift jüdische Gemeinschaft als Emotional Community.
  • 12:45 Uhr Mittagspause
  • 13:45 Uhr Impulsvortrag „Unsichtbar, privilegiert oder benachteiligt. Postsowjetisch jüdische, Russlanddeutsche und andere osteuropäische Migrant*innen in der deutschen Migrationsgesellschaft“ von Dr. Darja Klingenberg (Europa-Universität Viadrina Frankfurt)
  • 14:15 Uhr Lesung „Deutsch genug? Warum wir endlich über Russlanddeutsche sprechen müssen“ von Ira Peter (Freie Journalistin | Moderatorin | Podcasterin)
  • 14:45 Uhr Geteilte Wege, gemeinsame Erfahrungen – was verbindet, was teilt Menschen mit Post-Ost-Biografie? Ein Gespräch mit Darja Klingenberg und Ira Peter, moderiert von Sophia Freitag und Dr. Christine Schoenmakers (Bundesstiftung Aufarbeitung).
  • 15:30 Uhr kurze Pause
  • 15:45 Uhr Zusammenfassung und Feedback.
  • 16:00 Uhr Ende der Tagung
Weitere Informationen
Anmeldung

Die Teilnahme ist kostenfrei. Da es sich um eine Präsenzveranstaltung handelt, ist die Teilnehmerzahl begrenzt. Aktuell können nur noch Wartelistenplätze vergeben werden. Wenn Sie auf die Warteliste gesetzt werden sollen, melden Sie sich bitte über unser Formular an. Die Anmeldungen werden in der Reihenfolge ihres Eingangs berücksichtigt.

Barrierefreiheit

Die Veranstaltung findet in deutscher Lautsprache statt. Leider steht für die Tagung kein Livestream zur Verfügung. Weitere Informationen finden Sie unter: www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/barrierefreie-veranstaltungen

Anfahrt

Es stehen vor Ort nur wenige Parkplätze zur Verfügung. Für die Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln können Sie die U-Bahnlinien 2 und 6 oder die Buslinien 200 und 265 (Haltestelle Stadtmitte, Aufzug vorhanden) nutzen.

Veranstalter
Bundesstiftung Aufarbeitung
Thema
Migrationsgeschichte
Kontakt

Benötigen Sie Unterstützung, um an der Veranstaltung teilnehmen zu können oder haben Sie Fragen? Dann melden Sie sich bitte telefonisch oder per E-Mail bei Dr. Christine Schoenmakers:  
Telefon: 030 319895-238
E-Mail: c.schoenmakers@bundesstiftung-aufarbeitung.de