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Öffentlicher Vortrag | Berlin
Ort der Veranstaltung

Stiftung Berliner Mauer Besucherzentrum
Bernauer Str.119
13355 Berlin

Eigentumsideen und -praktiken in der langen Geschichte der „Wende“. Kapitalistische und sozialistische Eigentumsideen unterscheiden sich grundlegend. Besonders deutlich wurde das nicht nur vor 1989, sondern auch nach dem Umbruch, als sich der Glaube verbreitete, dass die Einführung des Privateigentums in den ehemals sozialistischen Ländern nicht nur die Wirtschaft in Gang bringen würde, sondern zugleich die sog. Zivilgesellschaft stärken bzw. aufbauen könnte. Ein hehrer Anspruch. Im Vortrag werden abstrakte Ideen ebenso wie konkrete Eigentumspraktiken mit Blick auf das Wohneigentum in Ostdeutschland vor, während und nach 1989 in den Blick genommen und damit staatliche und private Ideen und Praktiken vorgestellt.

Die DDR hatte eine der höchsten Scheidungsraten weltweit. Die Auflösung der Ehe kostete nicht viel und war mit wenigen Hürden verbunden. Das Erfragen von privaten Details zur Geschichte der Ehe und ihren Konflikten bedeutete jedoch Eingriffe in die Privatsphäre Scheidungswilligen. Der Vortrag widmet sich der ostdeutschen Scheidungspraxis im letzten Jahrzehnt der DDR bis zum ersten Jahrzehnt in der Vereinigungsgesellschaft. Welche Erfahrungen machten Jurist*innen und ostdeutschen Bürger*innen, die ihre Ehen beenden wollten? Was wandelte sich bereits in den 1980er-Jahren, was ab 1990? Was blieb von den Prägungen in der sozialistischen Gesellschaft in der vereinigten Gesellschaft?

Ringvorlesung "1989 - (k)eine Zäsur?"

Vor 30 Jahren wurden die kommunistischen Diktaturen in Mittel- und Osteuropa überwunden. Seitdem steht die Chiffre »1989« für das Wunder der friedlichen Revolution und das Versprechen demokratischer Freiheiten. Tatsächlich hat der revolutionäre Aufbruch zwar umfassende politische und gesellschaftliche Umwälzungen bewirkt. Doch langfristig wurden damit in den Ländern des ehemaligen »Ostblocks« auch Entwicklungen angestoßen und Bewegungen mobilisiert, die die Werte und erkämpften Rechte von damals heute wieder in Frage stellen. Dabei schrecken ihre Vertreter nicht davor zurück, für ihre Anliegen auch mit einstigem Revolutions-Vokabular zu werben. Das Jubiläum bietet die Chance einer doppelten Neuvermessung. Die Ringvorlesung diskutiert erstens »1989« als Teil einer »langen Wende« von der geteilten Welt zum geeinten Europa und zweitens als Referenzpunkt gesellschaftlicher Krisenentwicklungen der Gegenwart. Damit eröffnet die Vortragsreihe neue Perspektiven auf das »Erbe von 1989« und eine Standortbestimmung sowohl der Berliner Republik als auch des heutigen Europas.

Referentinnen
  • Kerstin Brückweh | Erfurt
  • Anja Schröter | Potsdam
Veranstalter
Bundesstiftung Aufarbeitung
Lehrstuhl für Neueste und Zeitgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin Stiftung Berliner Mauer
Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam
Thema
Alltagsgeschichte

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