1945 war Deutschland kulturelles Niemandsland. In der sowjetischen Besatzungszone wurde das sowjetische Kulturmodell eingeführt. Das hieß: Kontrolle der künstlerischen Produktion und Überwachung der Künstler und ihrer Milieus. Die Leninsche Theorie von der Kunst als Waffe im Klassenkampf wurde im Osten Deutschlands zur Staatsdoktrin. Sie prägte das wechselvolle Schicksal der populären Musik in der späteren DDR. 

Auch im Westen Deutschlands reagierte man auf das Eindringen kultureller Formen der westlichen Siegermächte zunächst ablehnend. Jedoch erkannte die Musikindustrie schnell die wirtschaftlichen Potenzen des Swing, Jazz, Rock ’n’ Roll sowie des späteren Beat. Sie etablierte ein kommerzielles Netzwerk, dessen Radius nicht auf die Westzonen begrenzt blieb. So entwickelte sich der Rundfunk zum Kampfmittel um die geistige Anhängerschaft auf beiden Seiten des eisernen Vorhangs. 

Die von der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) regierte DDR bemühte sich besonders um die Jugendlichen, die vermeintlichen »Hausherren von morgen«. Sie sollten die Utopie vom »Neuen Menschen« in der Zukunft realisieren. Deshalb grenzte sich die DDR-Führung besonders scharf von Erscheinungsformen der westlichen Musik ab. Wie in allen öffentlichen Bereichen des Landes, wurde auch hier eine Flut von Verordnungen und Gesetzen erlassen. Eine totale Überregulierung bestimmte die Entwicklung der populären Musik. Kulturpolitische Leitlinien wurden je nach politischer Großwetterlage von heute auf morgen in ihr Gegenteil verkehrt. Der im Nachkriegsdeutschland zunächst als progressiv gefeierte und geförderte Jazz galt so in der DDR Ende der Fünfziger und zu Beginn der sechziger Jahre als Ausgeburt imperialistischer Dekadenz. 

Das gleiche Schicksal ereilte die Gitarrenmusik der sechziger Jahre, den Beat. Auch die nachfolgenden Jahrzehnte waren von einem sehr wechselvollen Verhältnis von populärer Musik und Politik geprägt. Dieser Ambivalenz und der in ihr gefangenen Jugend widmet sich diese Ausstellung. 

Schirmherrin: Barbara Ludwig, Sächsisches Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst 
Herausgeber: Archiv Bürgerbewegung Leipzig e. V. 
Konzept, Text: Michael Wildt 
Realisierung: www.oe-grafik.de

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Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V. ,Katharinenstraße 11 (Fregehaus), 04109 Leipzig, Telefon und Fax: (0341) 86 11 626, E-Mail: info@archiv-buergerbewegung.de, Webseite der Ausstellung

Die Bundesstiftung Aufarbeitung weist darauf hin, dass Anfragen zu dieser Ausstellung von ihren Mitarbeitern weder bearbeitet noch weitergeleitet werden können und bittet um Ihr Verständnis.