Ostdeutsche Demokraten und Demokratinnen im Widerstand
Die Ausstellung „… denen mitzuwirken versagt war.“ Ostdeutsche Demokraten in der frühen Nachkriegszeit zeigt exemplarisch die Geschichten von mutigen Frauen und Männern, die sich nach 1945 in der SBZ und frühen DDR trotz großer persönlicher Risiken für demokratische Grund- und Freiheitsrechte einsetzten – und dafür fast immer einen hohen Preis zahlen mussten.
Jakob Kaiser wirkte 1948/1949 als Mitglied der Berliner Stadtverordnetenversammlung – kurz wurde er in der SBZ als Vorsitzender der CDU von den Sowjets abgesetzt.
Zwei der mutigen Menschen, die sich nach 1945 in Ostdeutschland für die Grund- und Freiheitsrechte eingesetzt haben, die das Grundgesetz der Bundesrepublik seit 1949 garantiert.
Als 16-Jähriger erlebte er mit, wie sein Vater vom NKWD verhaftet wurde. Aufgrund dieser und anderer Erfahrungen weigerte sich Fricke, in die FDJ einzutreten.
1947 beginnt Horst Schüler sein Volontariat bei der ‚Märkischen Oderzeitung‘, wird danach Redakteur. Seine Glosse ‚Kiekeohr‘ erscheint ab 1949 zweimal pro Woche.
1946 kehrt der 20-jährige Horst Hennig aus der Kriegsgefangenschaft ins heimatliche Siersleben nach Sachsen-Anhalt zurück. Der SED tritt er bei, weil man dort von der Verhinderung neuer Kriege redet.
Achim Beyer wächst im sächsischen Werdau auf. Nach dem Ende der NS-Herrschaft wird er durch Gespräche mit Menschen in Werdau geprägt, die nach 1933 im Widerstand aktiv waren und verfolgt wurden.
Wolfgang Natoneks Vater, der liberale Publizist Hans Natonek ist jüdischer Herkunft und flieht 1934 aus Deutschland. Seine Mutter Gertrude bleibt mit den zwei „halbjüdischen“ Kindern in Leipzig. Sie verlieren ihr Vermögen und werden staatenlos.
Im Herbst 1949 zieht Herbert Belter aus Rostock nach Leipzig, um dort zu studieren. An den Universitäten ist der SED-Einfluss inzwischen weit fortgeschritten.
Nach einer vom Krieg unterbrochenen Jugend geht der 16-jährige Hans-Joachim Näther 1946 in Altenburg mit großem Bildungshunger zurück an die Schule. In der Auseinandersetzung mit der NS-Zeit reift er zu einem kritischen Geist, misstrauisch gegenüber offiziellen Parolen und Feindbildern.
Edeltraud Eckert, jüngste Tochter einer Buchhändlerfamilie in Brandenburg, ist nach dem Krieg vom herrschenden Aufbaugeist zunächst begeistert. Sie möchte Lehrerin werden.
Nach Krieg und NS-Diktatur will sich Elisabeth Graul mit ganzer Kraft für einen demokratischen Neuanfang engagieren. Noch 1945 beginnt sie ein Musikstudium in ihrer Heimatstadt Erfurt, will Pianistin und Musiklehrerin werden.
Thomas Ammer wächst in einer Arbeiterfamilie in Eisenberg, Thüringen, auf. Als im April 1953 die Kampagne gegen die Junge Gemeinde ihren Höhepunkt erreicht, werden auch Schüler der Oberschule Eisenberg drangsaliert und der Schule verwiesen.
Der 47-jährige Paul Othma hat als Radio- und Fernsehtechniker bereits viel Berufserfahrung, als er im März 1953 in einem Bitterfelder Chemiebetrieb eine Stelle antritt.
Siegfried Berger wächst im sächsischen Sebnitz in einem Arbeitermilieu auf; politisches Engagement, Widerspruch und Emanzipation durch Bildung sind ihm selbstverständlich. Im Oktober 1945 geht er aus amerikanischer Kriegsinternierung nach Dresden, wo sein Vater hohe Funktionen in der KPD ausübt.
Wilhelm Grothaus entstammt einer Arbeiterfamilie im Ruhrgebiet. 1918 tritt er in die SPD ein, 1932 – inzwischen in Berlin – wird Grothaus KPD-Mitglied. 1934 muss er mit seiner Frau nach Dresden fliehen; wo beide ihren Widerstand gegen den Nationalsozialismus fortsetzen.
Als Beamtensohn darf der Berliner Günther Dilling darf trotz guter Leistungen die Oberschule nicht besuchen und wird Tischler. 1952 wird seine Familie enteignet und verliert ihr Haus.
Hermann Louis Brill wächst im thüringischen Gräfenroda auf. Nach Kriegseinsatz im Weltkrieg geht er 1918 zur USPD. Ab 1919 ist er im Thüringer Landtag, von 1922 an für die SPD.
Paul Schwarz tritt 1923 der Internationalen Bibelforschervereinigung bei, die sich ab 1931 Zeugen Jehovas nennt. Im Sommer 1935 beginnt er seinen Predigtdienst und wird von der Gestapo verhaftet.
Paula Wenzel (geborene Wetzel) wächst im sächsischen Oberbobritzsch auf. 1924 heiratet sie den Konditor Greiner aus Freital, der sich 1943 von ihr scheiden lässt.
Margarete Wegener lässt sich nach Kriegsende als Pädagogin ausbilden und tritt in das Katechetische Seminar Schwerins ein, um Religionslehrerin zu werden. Unweit des Seminars liegt in der Klosterstraße ein Gefängnis.
Werner Ihmels ruht im christlichen Glauben. Nach Kriegsende stürzt er sich in die Jugendarbeit. Den moralischen Bankrott der deutschen Gesellschaft vor Augen, will er geistige Orientierung für einen Neubeginn vermitteln.
Als Jude muss Erich Nelhans seine Berliner Postkartendruckerei nach Hitlers Machtergreifung schließen; sein Leben wird immer schwieriger. 1943 wird seine Frau Edith nach Auschwitz deportiert und dort ermordet, er selbst kann versteckt in Berlin überleben.
Anfang August 1945 kehrt Fritz Grunsfeld aus dem KZ Theresienstadt nach Leipzig zurück. Der gebürtige Hallenser ist promovierter Jurist und geht 1939 als Verwaltungsdirektors der Jüdischen Gemeinde nach Leipzig, damit sein Vorgänger mit seiner Familie die NS-Diktatur noch verlassen kann.
Arno Esch studiert ab 1946 an der Universität Rostock Rechtswissenschaften. Sein besonderes Interesse gilt dem Verfassungs- und Völkerrecht. Aus Kriegs- und Diktaturerfahrung heraus entwickelt er pazifistische und liberale Grundsätze für eine künftige Verfassung.
Nach dem Ende der Naziherrschaft setzt sich Carl Schulze aktiv für einen demokratischen Neubeginn ein. Als Mitgründer und erster Vorsitzender der CDU Bad Liebenwerdas lehnt er die Bodenreform und Enteignungen in der praktizierten Form ab, wirbt für ein differenziertere Entnazifizierung und kritisiert willkürliche Verhaftungen und Ausweisungen.
Der Gewerkschafter und Sozialdemokrat Albert Wesemeyer geht nach der Machtergreifung Hitlers 1933 in den Widerstand. 1934 verhaftet, muss er lange im Hallenser Zuchthaus „Roter Ochse“ sitzen.
Obwohl sein Vater SED-Mitglied ist, scheut sich Werner Bork nicht, Kritik an undemokratischen Methoden deutlich zu äußern. Als an seiner Oberschule in Werder das frei gewählte Schülerparlament 1947 durch ein fügsames FDJ-Gremium ersetzt wird, kritisiert Bork dies scharf.
Nach ihrem Abitur im Sommer 1950 zieht Helga Sperlich mit ihrer Familie nach Werder (Havel) und nimmt dort eine Tätigkeit als wissenschaftliche Rechnerin am Astrophysikalischen Observatorium Potsdam auf. Über ihre Cousine kommt sie in Kontakt zum Jugendwiderstand in Werder.