„Nichts wurde mehr gefürchtet als das geistige Argument“
1948 beginnt er ein Medizinstudium in Halle. Als Anfang 1950 Wahlen zum Studentenrat anstehen, wird auf Aushängen vorab bekanntgegeben, wer auf den Einheitslisten steht und zu wählen ist. Hennig ist wie andere Kommilitonen empört: „Da haben wir uns gesagt – ja, wenn das schon feststeht, wer gewählt werden soll, dann brauchen wir ja gar nicht zu Wahl zu gehen. Und was heißt hier ‚demokratische‘ Studentenratswahl?“
Einen Monat nach dem Protest werden sie verhaftet, denunziert durch den Mitstudenten Arno Linke, späterer Leibarzt Ulbrichts. Im Zuchthaus „Roter Ochse“ wird Hennig von sowjetischen Geheimpolizisten verhört. Er glaubt an ein Missverständnis, fordert vergeblich die Überstellung an deutsche Behörden. Das sowjetische Militärtribunal verurteilt den 24-jährigen wegen „konterrevolutionärer Gruppenbildung“, „antisowjetischer Propaganda“ und „Spionage“ zu 25 Jahren Zwangsarbeit. Nach fünf Jahren im Straflager Workuta kommt er Ende 1955 frei. Er setzt sein Medizinstudium in der Bundesrepublik fort und wird Generalarzt in der Bundeswehr. Am 21. Mai 2020 stirbt Horst Hennig in Köln.
Dokumentar-Feature: Häftlingsaufstand in Workuta 1953