Ein Bild von Karl Wilhelm Fricke als Häftling in Bautzen
© Archiv Karl Wilhelm Fricke

„Ich wollte die Sprache derer sprechen, die zum Schweigen verurteilt waren.“

Auch wegen der Verhaftung seines Vaters durch die sowjetische Geheimpolizei 1946 steht Karl Wilhelm Fricke der SBZ kritisch gegenüber. Er weigert sich, der kommunistischen Jugendorganisation FDJ beizutreten, deshalb darf er nicht studieren. 1949 wird der 20-jährige Hilfslehrer an einer Volksschule denunziert und verhaftet. Er kann entkommen, flieht in den Westen und beginnt in Wilhelmshaven ein Studium. 1952 erfährt er vom Tod seines Vaters im Zuchthaus Waldheim und geht nach West-Berlin, um seiner Mutter näher zu sein. Neben dem Studium veröffentlicht er journalistische Texte über die politische Verfolgung in der DDR. Am 1. April 1955 lockt die Stasi Fricke in West-Berlin in eine Falle und entführt ihn nach Ost-Berlin. 15 Monate wird er in Hohenschönhausen verhört, dann im Juni 1956 zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt. 1959 aus dem Stasi-Sondergefängnis Bautzen II entlassen, flieht Fricke erneut nach West-Berlin. Er etabliert sich als führender Experte zur politischen Verfolgung in der DDR. Seine Bücher werden Standardwerke und beim Deutschlandfunk ist er ab 1970 leitender Redakteur für DDR-Themen. Nach 1989 engagiert sich Fricke für die Aufarbeitung der SED- Diktatur, u.a. in der Enquete-Kommission des Bundestags. Seit 2017 verleiht die Bundesstiftung Aufarbeitung einen nach ihm benannten Preis.

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