Die Frage nach dem Wesen der untergegangenen DDR stellt sich in letzter Zeit immer öfter. Die Ausstellung will sich in die historisch und politisch bedeutsame Auseinandersetzung einmischen und darstellen, inwieweit der »sozialistische Arbeiter und Bauernstaat« in der zweiten Hälfte seines Bestehens eine »NISCHENGESELLSCHAFT« war.
Diese von vielen Ostdeutschen empfundene und vom damaligen ständigen Vertreter der Bundesrepublik, Günter Gaus, in Ostberlin formulierte These basierte sowohl auf gemachten Alltagserfahrungen als auch auf Beobachtungen eines außen stehenden Betrachters. Auch im Rückblick hat das Freizeitleben der Ostdeutschen einen starken Nischencharakter. Der in den 1970er Jahren einsetzende Rückzug ins Private, in den »Verein« oder einen engen Freundeskreis war eine häufige Reaktion auf zu viel Staat im Staat. Er stellte eine Flucht aus der gesellschaftlichen Determiniertheit des Alltags dar. Freizeit und Hobby ließen sich scheinbar aus der Staatspolitik heraus lösen. Der übermächtige, alles regeln wollende SED-Staat lenkte aber bereits frühzeitig den Großteil der Freizeitinteressen in organisierte Bahnen. Organisiertheit war zugleich auch Kontrolle und Lenkung im Sinne der Regierenden.
Die Polizei und auch das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) hatten mit dem Freizeitverhalten ihrer Bürger kein leichtes Spiel. Aber wie viel Freiheit war in der Diktatur des Proletariats erlaubt? Dieser umstrittenen Frage gehen wir anhand einiger Feizeitbereiche nach. Waren so populäre Bereiche wie der Fußballplatz, der geliebte Kleingarten, die Brieftaubenzucht oder der Indianistikclub, der Campingplatz oder der FKK-Strand tatsächlich Oasen der Freiheit im Schatten der Mauer? Nutzte, bekämpfte oder tolerierte die SED als selbst ernannte »führende Kraft« der DDR diese als Nischen bezeichneten DDRLebenswelten in der Ära Honecker?
Herausgeber: Archiv Bürgerbewegung Leipzig e. V.
Erarbeitung: Michael Wildt unter Mitarbeit von Dennis Motzek
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