Illustration der Treuhand, die ungleiche Werte anhand einer Waage zeigt.
#07 Treuhand

Der Name „Treuhand“ weckt bis heute in vielen ostdeutschen Familien zwiespältige Erinnerungen an die frühen 1990er-Jahre. Als Behörde war die Treuhandanstalt verantwortlich für den Umbau der sozialistischen Planwirtschaft der DDR zu einer sozialen Marktwirtschaft nach Vorbild der Bundesrepublik. Eine enorme Aufgabe, für die es kein historisches Vorbild gab. Nachdem die Treuhand am 17. Juni 1990 noch von der DDR-Regierung gegründet worden war, übernahm sie die Verantwortung für rund 8.000 Betriebe mit über vier Millionen Beschäftigten. Um die zumeist veraltete und kaum profitable DDR-Wirtschaft zu modernisieren, wollte die Politik vor allem private Investoren anlocken. Diese sollten die Unternehmen erneuern und auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig machen. Zugleich wollte man die Tätigkeit des Staates, der in der DDR die Wirtschaft gesteuert hatte, verringern. Von 1990 bis 1994 privatisierte die Treuhand über 12.000 Unternehmen und legte rund 3.700 Betriebe still. Viele werten dies als volkswirtschaftlichen Erfolg, auch wenn die Einnahmen aus den Verkäufen bei weitem nicht den Erwartungen entsprachen. Zudem musste der Staat für eine Vielzahl von Unternehmen Schulden übernehmen. Die daraus entstandenen Kosten von insgesamt 330 Milliarden D-Mark wurden noch bis 2015 von staatlicher Seite zurückgezahlt. Zahlreiche Beschäftigte in den bankrotten Betrieben der Treuhand verloren ihre Arbeit. Für viele Ostdeutsche wurde die Treuhand so zum Sinnbild von Arbeitslosigkeit und Unsicherheit. Über ihre Rolle und Bedeutung wird bis heute kontrovers diskutiert.

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