Kurzbeschreibung

Das 1950 in der DDR gegründete Ministerium für Staatssicherheit (MfS) überwachte mit Hunderttausenden hauptamtlichen und inoffiziellen Mitarbeitern systematisch die Bevölkerung des SED-Staates und diente als "Schild und Schwert der Partei". Es sollte mit Bespitzelung, Zersetzungs-, Verfolgungs- und Verhaftungsmaßnahmen oppositionelles und widerständiges Verhalten in der DDR unterbinden. Über die Überwachung und die Verfolgungsmaßnahmen gegen die Bevölkerung wurden Akten angelegt, die nach 1990 zugänglich gemacht werden konnten. Aus ihnen lässt sich die Arbeitsweise des MfS rekonstruieren. Diese Akten offenbaren menschliche Schicksale.
Aus solchen Akten wurden in dem Heft "Stasi-Stücke" drei kurze Theaterstücke verfasst, die sich in fiktiven Dialogen auf Geschehnisse aus den Original-Akten berufen. Im Mittelpunkt der Stücke stehen Jugendliche und wie sie in die Fänge des Ministeriums für Staatssicherheit gerieten.
In dem Theaterstück "Anne in den Fängen der Stasi" wird auch ein Einblick in die Szene der unangepassten Jugendlichen in den siebziger Jahren in der DDR gewährt. Die dargestellten Jugendlichen sind in der Bluesszene verankert, die vom SED-Staat bekämpft wurde. Die Jugendlichen bewegten sich als "Tramper" oder "Kunden" außerhalb des von der SED vorgegebenen Spektrums der Jugendarbeit und waren damit in ihrer Freizeit nicht unter ideologischer Kontrolle der SED-Führung. Mit Hilfe von Spitzeln in den eigenen Reihen versuchte die Staatssicherheit, die Szene zu unterwandern und Informationen daraus zu erhalten. Damit sollten diese Gruppen letztlich zerschlagen werden können. Das Theaterstück zeigt die Mechanismen, wie Jugendliche für die Stasi gewonnen werden sollten, aber auch die Zwänge, denen die Jugendlichen ausgesetzt wurden. Die Protagonistin, die einen ausreisewilligen Jugendlichen an die Staatssicherheit verrät, versucht der Stasi wieder zu entkommen.
Das zweite Theaterstück, "Die Ranzenkontrolle", spielt vor dem Hintergrund einer Akteneinsicht in Stasi-Unterlagen. Nach 1992 nimmt ein Mann Einsicht in die über ihn geführten Stasi-Akten und erinnert sich dabei an seine Geschichte in der DDR der achtziger Jahren. Er war Sohn von Ausreisewilligen in der DDR. Die Eltern und der damalige Schüler fühlten sich in der DDR bevormundet und benachteiligt. Der Vater durfte nicht Oberarzt werden, weil er nicht in die SED eintrat. Der Sohn musste fürchten, nicht zum Abitur zugelassen zu werden, weil er sich der Jugendweihe - dem ideologischen Bekenntnis der Jugend zum SED-Staat - verweigert hatte. Als sie einen Ausreiseantrag stellen, setzt sich die Maschinerie der Staatssicherheit in Gang: Überwachung durch IM, Postkontrolle, Wanzen in der Wohnung, Probleme am Arbeitsplatz. Für die Staatssicherheit bestand allerdings die Gefahr, dass sich die Familie mit ihrem Schicksal an westliche Medien wenden könnte, die dies dann veröffentlichen würden. Als die Staatssicherheit entsprechende Hinweise erhielt, änderte sie ihre Strategie. Sie brach die Maßnahmen ab - der Familie wird die Ausreise gewährt. Der SED-Staat hatte Sorge vor einem schlechten Ansehen im Ausland.
Im dritten Theaterstück: "Die Akte Lehrerin" geht es um die Umweltverschmutzung in der DDR. Eine in der Umweltbewegung aktive Lehrerin nimmt ihre Schüler zu Fluss-Säuberungsarbeiten mit und versucht sie darüber, auf die Umweltproblematik in der DDR aufmerksam zu machen. Die im Mittelpunkt des Stückes stehende Lehrerin geriet wegen ihres Engagements in das Visier der Staatssicherheit.

Didaktische Aufbereitung

Das Arbeitsheft enthält die drei Theaterstücke als Textbuch mit den Dialogen und Regieanweisungen. Sie lassen sich im Unterricht einstudieren. Zu jedem Stück gibt es als Original-Quellen Auszüge aus der jeweiligen Stasi-Akte. An ihnen kann im Unterricht der historische Hintergrund diskutiert werden. Das Heft enthält zudem einführende Informationen zum Ministerium für Staatssicherheit, über Jugendliche als Opfer und Werkzeuge des MfS, über die Stasi-Akten und das Stasi-Unterlagen-Gesetz sowie über die Friedliche Revolution 1989, die ebenfalls als Informationsgrundlagen im Unterricht genutzt werden können.

Aufgeschlagenes Buch vor einer Bücherwand
Herausgeber/Institution
Die Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der Ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik
Bibliographische Angabe
Saar, Petra/Wagner, Marion: Stasi-Stücke. Szenische Umsetzungen von Fällen aus MfS-Akten zum Lesen und Nachspielen für Schüler. Herausgegeben von der Außenstelle Erfurt der Behörde der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der Ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik, Erfurt 2004.
Bezugsmöglichkeiten
Preis
2,00EUR
Verwendbar für Klassenstufe
11-13
5-10
Verwendbar im Unterrichtsfach/in den Unterrichtsfächern
Darstellendes Spiel
Geschichte
Material behandelt folgende(s) Jahrzehnt(e)
1970er
1980er
1990er