Im Jahr 2005 förderte die Bundesstiftung Aufarbeitung eine DVD und Unterrichtsmaterialien zum Mauerbau in der DDR. Bereitgestellt wurden diese Inhalte von dem Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht (FWU). Anhand einer im Jahr 1977 aufgezeichneten Schulstunde in der DDR können Schülerinnen und Schüler mit Hilfe von Originalquellen, Zeitzeugeninterviews und medienkritischer Reflexion die politische Perspektive innerhalb des Geschichtsunterrichts in der DDR kennenlernen. Sie erhalten die Fähigkeit, zwischen Geschichtsunterricht in der Bundesrepublik und in der DDR - zwischen gestern und heute - zu vergleichen.

Die DVD steht nicht mehr im Handel zur Verfügung. Die FWU hat die Bildungsmaterialien freundlicherweise der Bundesstiftung Aufarbeitung überlassen. Damit sind sie weiterhin für den Unterricht verfügbar. 

Langzeitdokumentation "Halt! Zonengrenze"

Der Journalist und Kameramann Franz Joseph Schreiber drehte auf Film, später auf Video über drei Jahrzehnte lang Szenen an der innerdeutschen Grenze. Diese Dokumentation ist Teil des Projekts "Der Mauerbau im DDR-Unterricht" und beinhaltet Arbeitsblätter für die Sekundarstufe I und II.
Ein Grenzsoldat in Uniform hinter einem Stacheldrahtzaun
Begleitinformationen
  • Die politische Perspektivität des Geschichtsunterrichts in der DDR kennenlernen. 
  • Inhalte und Vermittlungstechniken der SED-Sicht auf den Mauerbau kennen und erkennen. 
  • Einblick in die Unterrichtswelt der DDR und medienkritische Reflexion des Materials. 
  • Fähigkeit zum Vergleich zwischen Geschichtsunterricht in der Bundesrepublik und in der DDR, zwischen gestern und heute.

Um den Einsatz der Produktion im Unterricht flexibel und möglichst vielseitig gestalten zu können, finden Sie zusätzlich zahlreiche Medien und Dokumente, die eine kontextualisierende Einbettung in den Unterrichtsverlauf unterstützen.

Elena Demke widmet sich dem Bildeinsatz im Unterricht und erläutert anhand von vier Fotografien vom August 1961 die Möglichkeiten der Auseinandersetzung mit dem Medium im Geschichtsunterricht am konkreten Beispiel. Darin enthalten sind die beiden Titelfotos sowie zusätzlich zwei Privataufnahmen, die ebenfalls im Unterricht verwendet werden können.

Unter Transkriptionen schließlich sind die Transkripte der fünf Interviews mit Zeitzeugen abgelegt, wobei hier das gesamte Interview dokumentiert ist. Die für die Produktion ausgewählten Sequenzen der Interviews sind grau hinterlegt. Daneben ist auch die Transkription der vollständigen Unterrichtsstunde zu finden.

Entstehung zweier deutscher Staaten und internationale Nachkriegsordnung, Beginn des Kalten Kriegs

Im Mittelpunkt dieser Produktion steht die Video-Aufzeichnung einer Unterrichtsstunde, die an der Humboldt-Universität zu Berlin 1977 für die Lehrerbildung und pädagogische Forschung aufgezeichnet wurde. Die Schulklasse aus der Ho-Chi-Minh-Schule in Berlin Köpenick wurde zu diesem Zweck in das Videokabinett der Universität gefahren. Die näheren Umstände der Aufzeichnung sind dem Beitrag „Geschichte ist machbar“ von Henning Schluß zu entnehmen, der das Material sichergestellt und im Rahmen einer Projektförderung der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur analysiert hat. Seine Forschungsarbeit stellt die Grundlage dieser Produktion da. Darin setzt sich Schluß auch mit der medienhistorischen Skepsis auseinander, die angesichts einer inszenierten Unterrichtsstunde erwartbar ist. Inwiefern also, kann der Geschichtsunterricht, dem der schulische Alltag der DDR ein Vermittlungsziel ist, von einer „gestellten“ Unterrichtsstunde profitieren?

Im Verlauf des Projektes konnte Schluß beobachten, dass die Reaktionen von Zeitzeugen auf das Filmmaterial recht unterschiedlich ausfielen und von Ablehnung bis Wiedererkennung reichten. Hinzu komme, so Schluß, die allgemein inszenatorische Natur des schulischen Unterrichts, der von Rollenverhalten aufseiten der Lehrerinnen und Lehrer ebenso wie aufseiten der Schülerinnen und Schüler geprägt sei. Die Beobachtungssituation mit der Kamera habe dies zwar deutlich werden lassen, ein dezidiert ungewöhnliches Verhalten sei jedoch nicht erkennbar.

Weitere Umstände dieser außergewöhnlichen Dokumentation sind anhand von fünf Filminterviews mit damaligen Beteiligten zu erschließen.

Das Thema der Unterrichtsstunde ist der Mauerbau im August 1961. Entsprechend der Vorgaben für den Unterricht wird die offizielle Perspektive der DDR deutlich. Ein zeitgenössischer Lehrbuchauszug, DDR-Lehrplan und die damals gültige Unterrichtshilfe sind der Produktion beigegeben.

Im Zentrum der Produktion steht ein Unterrichtsmitschnitt, der trotz Schwarz-Weiß-Aufnahme und der ungewohnten Perspektive auf ein Klassenzimmer Schülern eine unmittelbare und anschauliche Identifikation mit den Schülerinnen und Schülern von 1977 ermöglicht. Möglicherweise unterstützt die Optik eines Überwachungsmonitors gerade diese Atmosphäre des Fernrohrs in die Vergangenheit.

Das Material eignet sich ideal, um den Perspektivenwechsel im Zusammenhang mit dem Mauerbau im Geschichtsunterricht vorzunehmen. Die Geschichte des Mauerbaus kann aus der unmittelbaren Perspektive der offiziellen DDR-Geschichtsschreibung beleuchtet werden. Daran anschließend kann auch die Vermittlungsstrategie dieses Geschichtsbildes untersucht werden. In Rollenspielen kann dann eine Diskussion über den Mauerbau mit den verschiedenen Argumenten vorgetragen werden. Was würden die Schülerinnen und Schüler heute ihren Kolleginnen und Kollegen von 1977 sagen, wenn sie den Argumenten des DDR-Unterrichtsmaterials antworten wollen?

Über das Begleitmaterial, insbesondere die Interviews zweier damaliger Schüler kann dieser historische Zugang erneut reflektiert werden (Interviews Sallmon und Querner). Wie schätzen heutige Betrachter die Akteure von 1977 ein? Besteht diese Einschätzung auch nach der Ansicht/Lektüre der Interviews noch?

Dieses erschließende Material bettet die Produktion in eine Unterrichtssequenz zum Thema Mauerbau im Geschichtsunterricht ein.

Darüber hinaus kann und sollte auch das Thema Schulalltag und Erziehung in der DDR angesprochen werden, in das diese Produktion einen gewiss einzigartigen Einblick ermöglicht.

Lehrprogramm gem. § 60b UrhG

Das Herauslösen und die separate Nutzung von urheberrechtlich geschützten Bildern ist grundsätzlich nicht gestattet und darf nur auf der Grundlage einer gesetzlichen oder vertraglichen Erlaubnis erfolgen.

Vom 1-Zoll-Band zur Produktion

Das Filmmaterial wurde in einem der ersten Videoverfahren auf 1-Zoll-Band aufgespielt. Erst im Jahr 2002 wurde Prof. Dr. Tilman Grammes das Band zugespielt und gelangte über die Universitäten in Dresden und Hamburg schließlich wieder an die Humboldt Universität zu Berlin. Keineswegs war damit die Dokumentation gesichert, denn die Tonspur der Aufzeichnung konnte zwar abgespielt werden, die Filmspur hingegen erforderte Geräte, die den alten Standards entsprachen. Es gelang schließlich, in Hamburg ein Studio ausfindig zu machen, das noch ein entsprechendes Gerät besaß, nun fehlte allerdings der Universität in Berlin das Geld für die Überspielung. Die Folge war ein Projektantrag bei der Stiftung Aufarbeitung in Berlin, die schließlich mit ihrer Förderung die Überspielung des Bandes und ein entsprechendes Forschungsprojekt ermöglichte. Weitere Recherchen an der Universität führten nicht nur zu weiteren Unterrichtsmitschnitten, sondern auch zu einigen der damals Beteiligten, mit denen Filminterviews geführt werden konnten. Dabei stellte sich beispielsweise heraus, dass die mittlerweile verstorbene Lehrerin der Unterrichtsstunde zum Mauerbau nicht besonders begeistert von dem Konzept dieser Stunde war. Nach der Wende soll sie sich, so die Aussage einer ehemaligen Kollegin, bemüht haben, das Band aus dem Bestand der HU zu nehmen. Der technische Fortschritt hätte ihr die Mühen beinahe abgenommen.

Damit entspringt die vorliegende Produktion nicht nur einer kuriosen Überlieferung, sondern verweist auf ein seit Längerem ernsthaft diskutiertes Problem der Mediendokumentation: Wie können Informationen heute so gespeichert werden, dass sie auch in zehn Jahren noch abgerufen werden können?

Die Umkopierung von verschiedenen Datenträgern hinterlässt im Material erwartungsgemäß ihre Spuren. So wurde die vorliegende Produktion nicht vom mysteriöserweise verschwundenen Originalband, sondern von der einzigen VHS-Kopie abgenommen. Trotz sorgfältiger Restaurierung erkennt man in dem Schwarz-Weiß-Material deutlich ein Dokument der Pionierzeit der Videoaufzeichnung. Und das hat – um einem möglichen Vorurteil entgegenzutreten – nichts mit der Ausstattung der Universität zu DDR-Zeiten zu tun. Der Einsatz von Overhead via Fernsehmonitore bis hin zur Unterrichtsschallplatte in der Unterrichtsaufzeichnung zeigt ein durchweg modernes Equipment. Der im Unterricht behandelte Auszug aus der Schola Schulschallplatte ist auf der Produktion abgelegt und als Transkript verfügbar.

Produktionsangaben

In Zusammenarbeit mit der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur

Produktion

ArtVoice Digitaltechnik GmbH

im Auftrag des FWU Institut für Film und Bild, 2005

Herausgeber

Dr. Henning Schluß

Produktion-Konzept
  • Dr. Henning Schluß
  • Fabio Crivellari (pädagogischer Referent im FWU)
Arbeitsmaterial
  • Dr. Henning Schluß
  • Elena Demke
  • Maria Nooke
  • Jan Vinzelberg
  • Julia Meike
Begleitheft

Fabio Crivellari

Zusätzliches Bild-, Film- und Tonmaterial

Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Berlin Dokumentationszentrum Berliner Mauer, Berlin Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz, Berlin Bundsarchiv-Bildarchiv, Koblenz

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