Jens Schöne
Jens Schöne, © Fanny Heidenreich

Sie haben 2004 promoviert: Wie ging es danach für Sie weiter?

Während mein Weg bis zur Promotion recht holprig war, lief es danach ziemlich glatt. Zunächst war ich für ca. 1,5 Jahre weiter in der Bundesstiftung Aufarbeitung tätig, im Bereich der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Dann wechselte ich zum damaligen Berliner Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen, der inzwischen Berliner Aufarbeitungsbeauftragter heißt und wo ich noch immer arbeite. Nebenher hatte ich das Glück, höchst interessante Projekte umsetzen zu können: Das reicht von Lehre an der Uni über die Beratung von Filmen und Romanen bis hin zu ganz unterschiedlichen eigenen Veranstaltungen und Veröffentlichungen.

Hat Ihnen die Promotion auf Ihrem Weg geholfen?

Davon gehe ich aus. Mancher Schritt wäre sicher schwerer gewesen ohne Promotion. Gerade im akademischen Bereich haben die Titel nun einmal ein großes Gewicht, ob uns das gefällt oder nicht. Die Promotion hat aber noch einen anderen, großartigen Vorteil: Man kann sich über Jahre hinweg mit einem Thema auseinandersetzen, es in großer Tiefe erfassen und im besten Fall in Bereiche vorstoßen, wo zuvor noch niemand war. Phantastisch!

Sie haben über die Kollektivierung der DDR-Landwirtschaft promoviert.* Würden Sie das Thema heute noch einmal so wählen?

Es war seinerzeit das absolut richtige Thema für mich. Da ich es aber nun schon einmal bearbeitet habe, würde ich heute natürlich ein anderes wählen. Vieles käme dafür infrage, doch ich könnte mir durchaus vorstellen, wieder Landwirtschaft und ländliche Gesellschaft der DDR in den Blick zu nehmen. Das gilt um so mehr, als wir bis heute viel zu wenig darüber wissen. Wie wäre es mit einer Geschichte der 1980er Jahre? Da bekäme man nicht zuletzt einen erweiterten, höchst faszinierenden Blick auf die Jahre 1989/90. Absolut lohnenswert.

Was ist Ihnen aus Ihrer Zeit als Stipendiat bei der Bundesstiftung Aufarbeitung besonders in Erinnerung geblieben?

Da das nun schon eine ganze Weile her ist, würde ich sagen: die Zeit danach. Bis heute bin ich mit ehemaligen Stipendiatinnen und Stipendiaten verbunden, kollegial oder gar freundschaftlich. Das hat an der einen oder anderen Stelle spürbar geholfen, sei es bei der Umsetzung von Projekten oder einfach nur, wenn ich ein Problem nicht allein lösen konnte. Es gibt da inzwischen ein eigenes Netzwerk, was mich sehr freut. Und was die Promotionszeit selbst betrifft: Da ist mir bis heute die höchst produktive, zugleich aber angenehme Atmosphäre der Arbeitstreffen gut in Erinnerung – das habe ich andernorts inzwischen auch ganz anders erlebt.

Welchem Ratschlag würden Sie jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern auf Ihrem Weg zur Promotion geben?

Seien Sie neugierig und halten Sie durch. Das Weitere ergibt sich dann.

* Die Arbeit ist erstmals 2005 unter dem Titel „Frühling auf dem Lande? Die Kollektivierung der DDR-Landwirtschaft“ im Ch. Links Verlag erschienen.