Damals hatten die Vereinten Nationen einen Unabhängigkeitsplan inklusive einer Friedensmission für das von Südafrika besetzte Namibia beschlossen. Doch der Namibia-Konflikt war eng mit dem grausamen Bürgerkrieg im benachbarten Angola verknüpft, der zu einem Stellvertreterkrieg im Kalten Krieg zwischen der Sowjetunion und Kuba sowie Amerika und Südafrika ausartete. Nach langen internationalen Verhandlungen konnte der Unabhängigkeitsprozess Namibias daher erst im April 1989 beginnen. Dazu entsandte die DDR wie viele andere Staaten (darunter die Bundesrepublik) eine diplomatische Beobachtermission, Wahlbeobachter und eine polizeiliche Überwachungseinheit unter UN-Kommando in die frühere deutsche Kolonie Namibia. Die DDR-Teilnahme daran erklärt sich aus der engen Verbindung der SED mit der sich marxistisch gebenden SWAPO-Bewegung Namibias, die gegen die südafrikanische Besatzung ankämpfte. Sie unterhielt ab 1977/78 Parteibeziehungen und eine Vertretung in (Ost-)Berlin. Zudem verband die DDR wirtschaftliche Pläne mit einem freien Namibia, z.B. mit Blick auf Namibias Bodenschätze und seine Fischbestände im Atlantischen Ozean. Als Namibia am 21.3.1990 unabhängig wurde, nahm es diplomatische Beziehungen zu beiden deutschen Staaten auf und eröffnete noch ein Generalkonsulat in (Ost-)Berlin. Die Botschaft der DDR in der Windhuker Steinstraße (heute Sitz der Namibia-Repräsentanz der Kreditanstalt für Wiederaufbau) schloss am 2. Oktober 1990 ihre nur kurz geöffneten Pforten für immer.
Turnschuhdiplomatische Kalenderblätter zur Sport- und Afrikapolitik der DDR von und mit Dr. Daniel Lange