Eine Reihe von Portraitfotos der  Fußballelf  der DDR
© Bundesarchiv, Bild 183-C0212-0019-001 / Studré / CC-BY-SA 3.0

Was als Staatswerbung gedacht war, endete heute vor 60 Jahren für die in Ghana antretende Fußballelf der DDR im Flaggenstreit von Accra. Auf Beschluss des SED-Politbüros sollten solche Länderspiele die diplomatische Anerkennung der DDR in Afrika bewerben. Doch in Staaten, die die DDR damals noch nicht anerkannten und deshalb im Sport deren Nationalhymne und Staatsflagge nicht einsetzten, sollten DDR-Athleten ihren Start vor Ort absagen und so mit dem Wettkampfabbruch drohen.

Länder wie Ghana wollten durch solche Spiele gegen die DDR aber keine Probleme mit der Bundesrepublik riskieren, die mit ihrer Hallstein-Doktrin deren Anerkennung unterbinden wollte und ihnen deshalb mit Sanktionen drohte. Auch Ghana sah daher von der (aus westdeutscher Sicht) “Spalterflagge” der DDR und ihrer Hymne ab, obwohl dem Orchester im Stadion noch eilig die Noten dafür zugesteckt wurden.

Um einen Eklat und das vorzeitige Ende der teuren Reise zu vermeiden, blieb den protestierenden DDR-Funktionären nur übrig, die Partie nicht als offiziellen Länderkampf, sondern lediglich als inoffizielles Freundschaftsspiel zu deklarieren. Um den Flaggenstreit zu kaschieren, gaben sie an, die eingesetzten Schiedsrichter würden nicht den Vorgaben des Fußballweltverbandes entsprechen.

Während sich die Abbruch-Order des Politbüros somit fern der Heimat als zahnloser Tiger erwies, geriet die Reise für die DDR durch ihre 0:3-Niederlage vollends zum Eigentor. Ernüchtert notierte das Außenministerium der DDR, dass sie weder “politisch noch sportlich ihren Zweck erfüllt“ hatte.


Turnschuhdiplomatische Kalenderblätter zur Sport- und Afrikapolitik der DDR von und mit Dr. Daniel Lange