In der Nazizeit in der Hitlerjugend und NSDAP-Mitglied, in der DDR zunächst KPD-Mitglied, später Chef des Staatlichen Komitees für Körperkultur und Sport, Präsident des Deutschen Turn- und Sportbundes und des Nationalen Olympischen Komitees, Mitglied im ZK der SED und mit Parteiorden hochdekoriert, entscheidend mitverantwortlich für das Dopingsystem der DDR und dafür im Jahr 2000 verurteilt, oft als cholerisch, herrschsüchtig, rüde Anderen gegenüber, aber auch hart gegen sich selbst, als Arbeitstier und detailversessener Leistungssportexperte, rücksichtsloser Sportdiktator, exzentrisch und alkoholkrank, führungsstark oder als intelligenter Machtfunktionär beschrieben - so widersprüchlich und heute kaum noch vorstellbar gestaltet sich die Retrospektive auf Manfred Ewald, den wohl prägendsten Protagonisten der DDR-Sports.
Begonnen hatte Ewald seine Laufbahn im Sport 1948 im auf Geheiß der SED von FDJ und FDGB als nationalem Dachverband gegründeten Deutschen Sportausschuss, wo er u.a. im Ressort Kultur / Bildung den Stab „Verbindungen mit anderen Zonen und dem Ausland“ leitete. In seinen späteren Funktionen brachten ihn internationale Fragen auch mit Afrika zusammen. So wollte er in den 1960er Jahren trotz aller offizieller Solidaritätsbekundungen Hilfen im Sport für Afrika auf ein Mindestmaß beschränken, da ohnehin knappe Ressourcen in erster Linie dem eigenen Leistungssport zugutekommen sollten. Ende der 1970er Jahre verhandelte er knallhart u.a. mit Algerien, Mosambik oder Äthiopien, um dort Klima- und Höhentrainingslager für Topathleten der DDR organisieren zu können. Um die devisenintensiven Reisen auf Äquivalenzbasis zu refinanzieren, erhielten jene Länder im Tausch dafür u.a. Studien- und Trainerkursplätze an der Deutschen Hochschule für Körperkultur in Leipzig. Manfred Ewald starb heute vor 22 Jahren im Alter von 76 Jahren.
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