Titelseite der Zeitung Neues Deutschland vom 19.02.1978
© Neues Deutschland 19.02.1979, Staatsbibliothek Berlin

Vor anderen, ebenso am angolanischen Kaffee interessierten, sozialistischen Staaten wurde das streng geheim gehalten. Das Politbüro der SED wies schon im Juni 1977 alle Außenhandelsbetriebe an, „sofort“ alles dafür zu tun, um den Vertragsabsprachen nachzukommen, in der Hoffnung, Angola könnte bei schneller Erfüllung der Zusagen noch 1978 seinen Kaffeeexport auf 10000 Tonnen steigern. 

Ein bilateraler Wirtschaftsrat unter Leitung von Wolfgang Rauchfuß (DDR-Minister für Materialwirtschaft) regelte am 24. Juni 1978 bei Gesprächen in Angolas Hauptstadt Luanda, dass die DDR für den Kaffee u.a. Gabelstapler, LKWs, Petroleumkocher und auch 265.000 Paar Turnschuhe noch 1978 liefern sollte. Doch der plötzliche Zusatzauftrag bescherte der nach vorgefertigten Jahreskalkulationen arbeitenden DDR-Schuhbranche akute Produktionsprobleme. Hinzu kam enormer Termindruck, weil Partei- und Staatschef Erich Honecker im Februar 1979 zum Staatsbesuch nach Angola reiste und hierbei jegliche Peinlichkeit aufgrund nicht eingehaltener Außenhandelsverträge zu vermeiden war. 

Die Stasi schaltete sich ein und alarmierte mit Günter Mittag und Alexander Schalck-Golodkowski die beiden Außenhandels- und Wirtschaftskapitäne der SED. Sie machten daraufhin Druck beim Ministerium für Leichtindustrie, sodass zumindest ein Teil der in aller Eile fertiggestellten Turnschuhe über Hamburg nach Angola verschifft wurde und dort noch rechtzeitig vor dem Eintreffen Honeckers ankam.

In Kooperation mit: www.turnschuhdiplomatie.de