Sportteil der Berliner Zeitung vom 7.7.1961
Berliner Zeitung, 7. Juli 1961

Im August 1961, kurz vor dem Berliner Mauerbau, machte Nkrumah Station in (Ost-)Berlin, wo ihm die Humboldt-Universität gar die Ehrendoktorwürde verlieh. So umgarnt, reiste er weiter zur Konferenz der blockfreien Staaten nach Belgrad. Dort erkannte er die DDR zwar nicht an, benannte sie aber öffentlich als eigenen Staat. Um für dieses diplomatische Bonbon im Vorfeld die gedeihliche politische Atmosphäre zu schaffen, setzte das Außenministerium auch auf den Sport und lud daher im Juni 1961 die Fußballauswahl Ghanas zu Testspielen gegen drei Vereine in die DDR ein. Um mögliche westdeutsche Sanktion durch die Hallstein-Doktrin zu umgehen, trat die Elf nicht offiziell als Nationalmannschaft, sondern unter ihrem Spitznamen “Black Stars” an.

Zum Eklat kam es aber, als es am 27.6.1961 im Spiel gegen den SC Rotation Leipzig eine Rote Karte für Ghana gab. Die Gäste fühlten sich benachteiligt und verließen einfach das Spielfeld. Darüber und ob ihres gezahlten Eintrittsgeldes erbost, blockierten daraufhin wütende Zuschauer die Umkleidekabinen. Zwar sorgte die Volkspolizei für Ruhe, doch die “Black Stars” wollten ihre DDR-Reise sofort beenden. Verhindern ließ sich dieser Super-Gau nur durch alarmierte ungarische Diplomaten. Sie konnten über einen ungarischen Trainer in Ghanas Team die Gäste besänftigen, sodass die weiteren Spiele gegen Chemie Halle und Aktivist Brieske Senftenberg doch noch stattfanden.

Unverzüglich sorgten Außenministerium, der Deutsche Turn- und Sportbund und die Leipziger Bezirksleitung der SED dafür, dass die Tumulte öffentlich verschleiert wurden. Gespräche mit westdeutschen Journalisten wurden Ghanas Spielern untersagt. Stattdessen schwärmten die Bezirkszeitungen der SED (wie z.B. die Berliner Zeitung) von einer „herzlichen Demonstration der deutsch-afrikanischen Freundschaft“. Das Neue Deutschland zitierte Ghanas Offizielle gar mit einem Dank für den „außerordentlich herzlichen Empfang durch die Bevölkerung der DDR”.

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