Alles schien stabil zu sein. Vorläufig. Dann aber, im Zuge des Umbruchs von 1989, ein ganz anderes Bild: Es existierte keine Regelung für die Oder-Neiße-Grenze zwischen dem gerade demokratisierten Polen und einem – so war es zu erwarten – wiedervereinigten Deutschland. Dass deren Bestand nun neu verhandelt werden könnte, weckte alte Ängste, und dies stellte Politiker vor Herausforderungen. So wurde eine Hypothek aus der Vergangenheit an die Oberfläche gespült, die eine der größten Hürden für die deutsche Wiedervereinigung werden sollte: Konnte Deutschland die polnische Westgrenze gegen die Interessen von Vertriebenenverbänden unwiderruflich anerkennen?
Den Diskurs um diese Frage kann man als Schritt der Aufarbeitung der Nachkriegsvergangenheit beider Nationen begreifen. Denn es ging um den Umgang mit ganz und gar gegenwärtigen Folgen des Zweiten Weltkriegs, die durch zwei diktatorische und ein demokratisches System bis dato nur vorrübergehend ausgehandelt worden waren. Der Disput ist mit einer allein nationalen Sichtweise nur verkürzt zu erklären. Was zwischen den politisch Verantwortlichen beider Länder geschah, lässt sich im Rückblick nicht klar in eine polnische und eine deutsche Position trennen. So wird die Unmöglichkeit demonstriert, jede Geschichte in unterschiedliche nationale Verläufe zu trennen. Dies beginnt bereits mit der langen Vorgeschichte des Grenzstreits.
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