Die DDR bezog ihre Legitimation zu großen Teilen aus ihrem Selbstverständnis als antifaschistischer Staat. Mit dem Verweis auf ihren Antifaschismus mobilisierte die SED Unterstützung für sich und ihren Staat. Auf diese Weise grenzte sich die DDR von der NS-Vergangenheit und besonders von der Bundesrepublik ab. Das neue sozialistische Deutschland sollte das Gegenbild zum westdeutschen Teilstaat sein, gestützt auf die Propaganda, dass dieser aufgrund ideologischer, politischer und vor allem personeller Kontinuitäten zur nationalsozialistischen Vergangenheit, die weit in die Nachkriegsordnung hineinreichten, unrettbar verdorben sei. Dieser antifaschistische Gründungsmythos war politisch verordnet. Die Entfernung von Nationalsozialisten aus den Führungspositionen in Staat und Gesellschaft der DDR wurde als eine Haupterrungenschaft des sozialistischen deutschen Teilstaats herausgehoben.
Im April 1946 hatte die SED knapp 1 300 000 Mitglieder. Nicht nur Neumitglieder fanden dabei den Weg in die Partei, sondern auch „Genossen“, die schon vor 1945 politisch aktiv und Mitglieder in anderen Parteien gewesen waren. Auch die DDR konnte ehemalige Angehörige der NSDAP nicht vom politischen Leben ausschließen, sondern benötigte diese für den Aufbau der sozialistischen Gesellschaft. Dem ging in der Regel ein komplexer Prozess voraus, in dessen Verlauf die Schwere der jeweiligen NS-Belastung abgewogen wurde, der aber auch mit anderen kaderpolitischen Merkmalen gekoppelt war. Sehr gute fachliche Qualifikationen und positive Arbeitsergebnisse stellten hierbei das entscheidende Plus dar. Außerdem war, angesichts anhaltender politischer Säuberungen, vor allem für Leitungspositionen Loyalität zur SED gefragt. Dies ging oftmals mit Beschönigungen in den biografischen Selbstdarstellungen einher, vor allem bei der Frage nach dem Lebenslauf vor 1945.
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