Mann liest Zeitung im Aushang
© Bundesstiftung Aufarbeitung, Klaus Mehner, Bild 88_0504_WIF_Robotron_30

„Vielleicht wirst du verrückt, dachte er. Vielleicht ist es so, wenn man verrückt wird. […] und er fragte sich, wer er nun wäre: derjenige, der sich sah, oder derjenige, der sich spürte, und er dachte: Vielleicht bist du zwei Personen, vielleicht bist du ebenso Dieser, wie du Jener bist, aber wenn du Dieser und Jener bist, was hat dann Dieser zu erwarten und was Jener?“

Klaus Schlesinger , Die Spaltung des Erwin Racholl, 1977

 

In literarischen Texten kann „Wahnsinn“, unabhängig von den herrschenden Gesellschaftsordnungen, dazu dienen, die Gesellschaft kritisch zu hinterfragen. Texte, die „Wahnsinn“ literarisch verarbeiten, finden sich sowohl in der Literatur der DDR als auch der Bundesrepublik. Die Erzählung Klaus Schlesingers „Die Spaltung des Erwin Racholl“ (1977, DDR) und der Roman „März“ (1976, BRD) von Heinar Kipphardt stehen beispielhaft für eine solche Literatur in beiden Staaten. Sie verbindet der gesellschaft skritische Gehalt. Beide Texte setzen sich mit den staatlichen Disziplinierungs- und Kontrollmaßnahmen auseinander und appellieren an das Recht des Individuums, seine Persönlichkeit frei entfalten zu können. Die gesellschaftliche Bedeutung dieser Kritik unterscheidet sich allerdings vehement. Während der Text Schlesingers die ideologische Grundlage der DDR grundsätzlich infrage stellt, kritisiert Kipphardt in seinem Roman nur bestimmte Aspekte, bei denen das System der Bundesrepublik versage.

Den vollständigen Aufsatz können Sie hier lesen:

Zur Politisierung des Wahnsinns in der Prosa der DDR und der Bundesrepublik

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