In einer Novembernacht des Jahres 1955 war der West-Berliner Werner Reimer auf der Autobahn in der Nähe von Kassel unterwegs, als er plötzlich von einem Mercedes von der Fahrbahn abgedrängt wurde. Ehe er sich von dem Schock erholen konnte, wurde seine Türscheibe eingeschlagen und die Fahrertür aufgerissen. Zwei Männer zerrten Reimer aus seinem Wagen, schlugen ihn mit Holzknüppeln nieder und schleppten ihn in den Fond des Mercedes. Dort drückte man ihn bäuchlings auf den Boden, einer der Angreifer setzte sich auf seinen Rücken und hielt ihm eine Pistole an den Kopf. Die geringste Bewegung Reimers wurde mit einem Fußtritt gegen seinen Kopf quittiert. Der Mercedes setzte sich in Richtung Kassel in Bewegung und stoppte nach einiger Zeit auf einem Autobahn-Parkplatz. Gefesselt und geknebelt wurde Reimer von seinen Angreifern in den Kofferraum des Mercedes verfrachtet. Als sich die Kofferraumklappe wieder öffnete, befand sich der Wagen in der Ost-Berliner Magdalenenstraße, Sitz einer Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS).