Bild von der Ruine der Dresdner Frauenkirche
© Bundesstiftung Aufarbeitung, Klaus Mehner, Bild: 850213

Mit dem Begehren, „ohne ‚höhere‘ Organisation und Genehmigung ihren Wunsch nach Frieden“ auszudrücken, luden im Oktober 1981 Jugendliche in einem Flugblatt zu einer Gedenkfeier anlässlich des 37. Jahrestages der Bombardierung Dresdens ein. Geplant war, an der Ruine der Dresdner Frauenkirche ein Kreuz aus Blumen niederzulegen, sich in einem Kreis um das Kreuz zu setzen, Kerzen aufzustellen und das Lied „We shall overcome“ zu singen. Ein schier unerhörtes Vorhaben in der DDR! Gemeinschaftliche Aktivitäten im öffentlichen Raum waren grundsätzlich der Kontrolle der SED unterworfen. Der von den Jugendlichen offen zur Schau getragene Wille, sich jener Verfügungsgewalt und staatlichen Einflussnahme zu entziehen und eigene Formen des Gedenkens an die Bombardierung Dresdens zu realisieren, unterlief den totalitären Anspruch der SED, Sinn und Nutzen erinnerter Geschichte im Einklang mit ihren politischen Zielen zu bestimmen.

Trotz des staatlichen Versuchs, die geplante Gedenkfeier zu unterbinden, versammelten sich am 13. Februar 1982 vier- bis fünfhundert Jugendliche an der Ruine der Frauenkirche und gedachten ohne polizeiliches Eingreifen der Toten der Bombardierung. Warum gelang es den Jugendlichen, ihre Ziele durchzusetzen? Welche Motive hatten die beteiligten Akteure? Welche Bedingungen ermöglichten ihnen die Durchsetzung der Gedenkfeier? Und welche Möglichkeiten nutzte der Staat, um die öffentliche Wirkung der Feier einzudämmen und das Verhalten der Jugendlichen zu kontrollieren?

Vollständiger Aufsatz