Der Bezirk Suhl war alles andere als ein Zentrum jugendlichen nonkonformen Verhaltens, wurde der südlichste Bezirk der DDR doch wahlweise als „rote Republik“ oder „sozialistisch unterentwickeltes Hinterland“ bezeichnet. Trotz alledem lohnt sich ein Blick in diese Provinz. Denn oft werden die Verhältnisse in der DDR mit „Spießbürgerlichkeit“, „Kleinbürgerglück“ oder „Provinzialismus“ umschrieben. Und so ließe es sich etwas überspitzt formulieren: Wer die DDR verstehen will, muss die Provinz begreifen! Dazu gehört auch die Lebenswelt der Jugendlichen. Wie lebten sie in einem ländlichen Milieu, das sie oft als langweilig empfanden und das obendrein vom Alleinvertretungsanspruch der SED und ihrer monopolisierten Jugendorganisation Freie Deutsche Jugend (FDJ) durchdrungen war? Wie gestalteten sie ihre Freizeit, welche Freiräume eroberten sie und wie setzten sie sich gegen die verordnete Einheitlichkeit der sozialistischen Lebensplanung durch? Dabei soll es hier vordergründig nicht um die oppositionellen, widerständigen oder explizit subkulturell organisierten Jugendlichen gehen, sondern vielmehr um diejenigen, die in den siebziger und achtziger Jahren eher gelangweilt bis skeptisch ihren DDR-Alltag lebten.