Bild von Menschen vor einer Kirche
© Bundesstiftung Aufarbeitung, Uwe Gerig, Bild: 190-2

Preisgabe intimer Details, Durchleuchtung der Privatsphäre anderer, Denunziation von christlichen Jugendlichen, weitergeleitete Protokolle über vertrauliche Gespräche, Bewertung der Mitmenschen nach real-sozialistischen Maßgaben, Verrat, Erpressung – der Inhalt einer der unzähligen Stasi-Akten? Keineswegs: Hier handelt es sich um die Informationsberichte der ostdeutschen CDU. Da die SED der Christdemokratischen Partei die Rolle zugedacht hatte, die christlichen Bürger an das System zu binden, fühlten sich die Funktionäre der Blockpartei verpflichtet, in ihren Berichten diese Klientel besonders in den Blick zu nehmen. Ein Gegenstand des christdemokratischen Interesses war die protestantische Freikirche der Herrnhuter Brüdergemeine, von deren Mitgliedern etliche der CDU angehörten und die zur CDU-Spitze gute Beziehungen unterhielt. Die Informationen landeten stets an der richtigen Stelle, egal ob bei der Bezirksverwaltung in Dresden oder bei der SED-Abteilung für Kirchenfragen im Zentralkomitee in Berlin. Die Christdemokraten waren freilich nur ein kleines Rad im SED-Staat, dessen wucherndes Berichtswesen das Leben der Bürgerinnen und Bürger mit vielen feinen Fäden durchzog.

Vollständiger Aufsatz

Interview mit der Autorin

Hedwig Richter

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