Straßenschild Braunkohlegebiet
© Bundesstiftung Aufarbeitung, Klaus Mehner, Bild 90_0302_004

Die meisten Bewohner des Dorfes Niederschlema im sächsischen Erzgebirge lagen am frühen Morgen des 16. Juli 1955 im Tiefschlaf, als 480 Meter unter ihren Häusern ein Brand ausbrach. Ursache dafür war der Kurzschluss an einem Stromschalter im Schacht 250 der Sowjetisch-Deutschen-Aktiengesellschaft (SDAG) Wismut. Durch das Umschlagen der Wetter, also der Luftverhältnisse unter  Tage, dehnte sich der Brand blitzschnell auf mehrere Sohlen des weitläufigen Schachtbereichs aus und  konnte erst nach einer Woche vollständig gelöscht werden. Die Rettungsaktion beim Grubenbrand in Niederschlema wurde ein Desaster aus Fehlentscheidungen, Eigenmächtigkeiten und Nachlässigkeiten. Drei Schweißer hatten den Brand um ein Uhr morgens auf der Minussohle 480 entdeckt und ihn zunächst mit Feuerlöschern zu bekämpfen versucht, die sich jedoch als defekt und unbrauchbar herausstellten. Die eilends informierte Schachtleitung sorgte nun dafür, dass alle Brigaden den Schacht verließen und das Einfahren der Frühschicht verhindert werden konnte. Zehn Bergleute schafften es jedoch nicht rechtzeitig, ihre Arbeitsorte zu verlassen und wurden vom Feuer eingeschlossen. Fast drei Tage dauerte es, bis der sowjetische Einsatzleiter vom zentralen  Bergrettungsdienst die Lage im Griff hatte. Zur Löschung des Brandes und zur Rettung der im Schacht gebliebenen Bergmänner waren insgesamt 639 Grubenrettungsleute im Einsatz, davon kamen 195 aus dem Wismut-eigenen Rettungswesen, der Großteil aber aus dem Steinkohlerevier Zwickau sowie aus Borna, Eisleben und Sondershausen. Unter den Rettungskräften befanden sich überdies 72  Angehörige der Volkspolizei sowie mehr als 200 Feuerwehrleute, 23 davon aus Ost-Berlin, da nur sie spezielle Sauerstoffgeräte besaßen.

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Kumpel, Kader und Genossen: Arbeiten und Leben im Uranbergbau der DDR