Bild einer Demonstration in der DDR
© Bundesstiftung Aufarbeitung, Klaus Mehner, Bild: 730805

Den sozialistischen Machthabern in der DDR war es nicht entgangen: Sie konnten zwar die Jugend gängeln und disziplinieren – doch ihr Herz hatten sie nicht gewonnen. Statt sich für den Aufbau des Sozialismus zu begeistern, schielten die jungen Menschen in die freie Welt. Der Westen erschien ihnen schick, der Osten grau und ungeliebt.

Da hatten die zuständigen Funktionäre Ende der sechziger Jahre eine Idee: Konnten sie den Westen nicht einfach imitieren – und mit dessen Reizen die Liebe zum Sozialismus fördern? Freilich, es musste westlich aussehen, aber die obersten Geschmackshüter mussten alles in der Hand behalten.

So wurde das Jahr 1968 in der DDR zum großen Modejahr. Man präsentierte die erste speziell für Jugendliche entwickelte Kollektion und verkaufte sie unter dem Motto „Jugendmode 68 – kess und farbenfroh“ in neu eingerichteten Jugendmodezentren. Als Werbung für die Jugendmode entstand der mit einer Sonne gezierte Slogan „Sonnidee – sonnige Jugend, ideenreich gekleidet“, ein Markenzeichen für die Jugend in der DDR. Die Kollektion umfasste sowohl Freizeit- und Festbekleidung als auch Schuhe und passende Accessoires wie Schmuck oder Mützen. Die Entwürfe orientierten sich an westlichen Trends. Dabei zählte für die Ideologen die Bereitstellung eines vielfältigen Angebotes zu den vordringlichsten Aufgaben. Sie hofften, den Jugendlichen damit den Sozialismus etwas verlockender zu machen. Das Modeschaffen sollte nach den Worten des obersten DDR-Modeinstituts auf diese Weise dazu beitragen, „sozialistische Persönlichkeiten“ zu formen und „Jugendliche zu einer hohen Leistungsbereitschaft für die Gesellschaft zu stimulieren“.

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Thema
Jugendmode und Politik in der DDR und in Polen. Eine vergleichende Analyse 1968–1989