

Die Darstellung historischer Epochen, Ereignisse oder Personen unterscheidet sich in den einzelnen Staaten und Regionen Europas erheblich voneinander – wir laden dazu ein, die unterschiedlichen Narrative und ihren Einfluss auf das jeweilige Verständnis von der Geschichte des 20. Jahrhunderts zu diskutieren. Das Seminar ist praktisch orientiert. Offene Gespräche und Reflexionen charakterisieren die Treffen.
Kolleginnen und Kollegen von Gedenkstätten, Museen, Aufarbeitungsinstitutionen und Nichtregierungsorganisationen vernetzen sich, um ihr Wissen und Erfahrungen miteinander zu teilen. Wir hoffen durch den freien Meinungsaustausch über nationale Grenzen hinweg einen Beitrag zum tieferen Verständnis und zur Versöhnung in Europa leisten zu können. Die Anmeldung zu dem jährlichen Treffen in Kreisau ist vorab über diese Webseite möglich.
Each year we invite professionals from memorial sites, museums, NGOs, educational institutions and human rights organizations to discuss common problems and learn from each other. The invitation is open for all personalities and institutions dealing with the history of national-socialism, the Shoah, the Stalinism period or communist dictatorships. We would like to offer you an opportunity for an inter-European exchange in a network of colleagues from all over the continent.
19. März 2025, Mittwoch
17 Uhr: Ankunft
Turbopräsentationen – Kurzpräsentationen der Teilnehmer
9-10 Uhr: Key Lecture
Christoph Kreutzmüller, Aktives Museum Faschismus und Widerstand in Berlin e.V.
Zuzanna Schnepf-Kołacz, Muzeum POLIN
10-10:30 Uhr: Kaffeepause
10:30-12 Uhr: Panel I – Bilder von Gewalt
Fotografien von Gewalt und Massenverbrechen – Das Bildmaterial, das die Shoah und Gewalt im Zweiten Weltkrieg dokumentiert, liegt zahlreich vor und lässt sich in verschiedene Kategorien aufteilen. Neben Fotodokumentationen zeugen Alltagsfotografien, Schnappschüsse, Familienalben sowie heimlich und unter Gefahr aufgenommene Bilder von Häftlingen oder Zwangsarbeitern das Ausmaß der Gewalt. Verbrechen wie Babyn Jar, die Befreiungsfotos von Auschwitz und Bergen-Belsen sind überliefert. Im Laufe der Zeit wurden diese Fotografien durch ihre Reproduktion in Zeitungen, Zeitschriften, illustrierten Büchern sowie Ausstellungen zum Symbol der NS-Schreckensherrschaft, zum Symbol für den Holocaust. Gleichzeitig gibt es zahlreiche Orte, an denen Gewalt stattfand, zu denen jedoch kein Fotomaterial vorliegt. Das betrifft sowohl Orte von NS-Verbrechen als auch Orte stalinistischer Massengewalt, die nicht gefilmt oder fotografiert wurden. Wie werden Bilder von Massenverbrechen in Gedenk- und Dokumentationszentren, in Museen und in der Bildungsarbeit verwendet? Welche Veränderungen sind im Umgang mit Bildmaterial vor und nach 1990 erkennbar? Welche Veränderungen sind in den vergangenen 10 Jahren eingetreten? Das Panel diskutiert die Funktion, Interpretation und Rezeption von Bildmaterial, das Gewalt bezeugt, und widmet sich gleichzeitig der Frage nach den „Nullstellen“.
Moderation: Amélie zu Eulenburg, Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
12-13 Uhr: Mittagessen
13-14:30 Uhr: Panel II – Bilder von Lagern
Das Panel verbindet die beiden Themenkomplexe „Lager“ und „Bildgedächtnis“ und diskutiert die Entstehung, Rezeptions- und Wirkungsgeschichte der fotografischen Überlieferung von Lagern und ihren Einsatz in Ausstellungen und Museen in der Vergangenheit und Gegenwart. Dabei wird auch das Spannungsverhältnis thematisiert, dass einerseits zahlreiche Fotografien und Fotodokumentationen das Bildgedächtnis prägen, in manchen Fällen jedoch keine Überlieferung vorhanden ist.
Die Institution „Lager“ und ihre Rolle im 20. Jahrhundert bis in die Gegenwart erfährt seit mehr als zehn Jahren eine umfassende wissenschaftliche Auseinandersetzung und fortschreitende Differenzierung. In transnationaler Perspektive wurden Lager insbesondere unter den Aspekten der Exklusion, Gewalt und sozialen Kontrolle behandelt. In diesem Rahmen wurden auch die Unterschiede zwischen nationalsozialistischen Lagern, sowjetischen Speziallagern und dem Gulagsystem vielfach diskutiert und benannt.
Welchen Beitrag hat die kontinuierliche Aufarbeitung der NS-Verbrechen und der Einsatz von Fotodokumenten auf die Verwendung von Fotografien in Ausstellungen? Welche Folgen hat die Tatsache, dass der stalinistische Gulag nicht dokumentiert wurde? Welche Strategien und Konflikte erwuchsen aus diesem Spannungsverhältnis in der Gegenwart? Was sagt dies über die Deutung und Interpretation der verschiedenen Verbrechenskomplexe heute aus?
Moderation: Irmgard Zündorf, Leibnitz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam
14:30-15 Uhr: Kaffeepause
15-16:30 Uhr: Panel III – Bilder von Besatzung
Das Panel diskutiert das Bildgedächtnis von militärischen Besatzungen in Europa und nimmt dabei sowohl Besatzer als auch Besetzte in den Blick. Es stellt nicht nur die Besatzung der deutschen Wehrmacht im Rasse- und Vernichtungskrieg in den Vordergrund, sondern diskutiert auch die fotografische Erinnerung an die alliierten Besatzungen nach dem Zweiten Weltkrieg.
Welchen Einfluss hatte das Ende des Kalten Krieges auf die Aufarbeitung und die Verwendung von Bildmaterial in offiziellen Kontexten nach 1990? Welche Erfahrungsräume haben sich in den besetzten Gebieten des Zweiten Weltkriegs im Bildgedächtnis festgeschrieben und wie werden diese heute erinnert? Welche Rolle spielt die Erfahrung von Zwangsarbeit und Produktion bei der Dokumentation von Besatzungen? Inwiefern erscheinen die Bewohner der besetzten Gebiete als Akteure? Wo wird Repression und Zwang sichtbar? Welche Erfahrungsräume hatte die alliierte Besatzung nach 1945 zur Folge und inwiefern unterscheidet sich das Bildgedächtnis in dem sowjetisch besetzten Teil Deutschlands und Europas vom Westen? Welche Rolle spielen Fotografien, um individuelle, persönliche Erfahrungen, aber auch die offiziellen Strukturen und Mechanismen von Besatzung festzuhalten? Welche Besatzungserfahrungen werden bildlich überliefert und wo bestehen weiterhin „Nullstellen“?
Moderation: Dominik Kretschmann, Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung
16:30-17 Uhr: Kaffeepause
17-19 Uhr: Panel IV – Workshop-Worldcafé
Moderation: Samuel da Silva / Amélie zu Eulenburg, Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
19 Uhr: Abendessen
9-10:30 Uhr: Panel V – Sowjetische Denkmäler
Das Panel untersucht die Beziehung zwischen sowjetischen Denkmälern im öffentlichen Raum und dem Bildgedächtnis. Im ehemaligen Machtbereich sowjetischer Herrschaft, in den verschiedenen Staaten jenseits des Eisernen Vorhangs, waren sowjetische Denkmäler omnipräsent und spielten bis zum Zusammenbruch des Kommunismus 1989/90 eine nicht zu unterschätzende Rolle. Bei Paraden, Aufmärschen und Demonstrationen dienten sie der Selbstvergewisserung der kommunistischen Parteien und dem affirmativen Verständnis gegenüber der Sowjetunion. Denkmäler prägten den öffentlichen Raum nicht nur zu offiziellen Anlässen, sondern auch in der Alltagskultur, als Treffpunkt, Sehenswürdigkeit und Orientierungspunkt. Die Einstellung gegenüber sowjetischen Denkmälern war jedoch immer umstritten, nach hat sie sich1990 stark verändert. Denkmäler und Statuen wurden entfernt, in Parks gesammelt, in Depots verbracht, zerstört, abgerissen oder dienen als Fläche für Graffiti und Akte der Selbstbehauptung. Nicht wenige Länder reagieren seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, Denkmäler werden gezielt aus dem öffentlichen Raum entfernt und zerstört. Ihre Zerstörung gleicht einem performativen Akt und wird wiederum inszeniert. Wie ändert sich der Umgang mit Darstellungen von Denkmälern, die an die sowjetische Herrschaft erinnern, seit 1990 bis heute? Müssen Ausstellungen erneuert werden? Werden Bilder getauscht und anders eingebettet? Was verändert sich an der Rahmenerzählung in Bezug auf die Bilder?
Moderation: Katarzyna Bock-Matuszyk, Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung
Ab 11 Uhr: Exkursion nach Breslau zu sowjetischen Ehrenmalen in der Region Breslau
Stadtführung mit Renata Bardzik Miłosz, Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung
19 Uhr: Conference Dinner in Breslau
21:30 Uhr: Rückfahrt nach Kreisau
9-10:30 Uhr: Panel VI – Versöhnung und Bildgedächtnis
Das Panel diskutiert das Thema Versöhnung, seine Beziehung zum Bildgedächtnis und die Bedeutung für Gedenkstätten und Erinnerungsorte aus verschiedenen Perspektiven. Bilder von Gesten der Versöhnung, von Versöhnungsritualen mit Politikern oder auch zivilgesellschaftlichen Initiativen oder Einzelpersonen, sind spätestens seit den 1980er Jahren prägend für das Bildgedächtnis im 20. Jahrhundert. Sie sind damit wichtiger Bestandteil von Ausstellungen, welche die Verbrechen der Shoah, des Rasse- und Vernichtungskriegs, aber auch die Überwindung der kommunistischen Herrschaft in den 1990er Jahren thematisieren. Mitunter werden Gedenkstätten selbst zu Orten, an denen symbolhafte Handlungen und Rituale der Versöhnung stattfinden und vollzogen werden.
Dabei können Gesten der Versöhnung bestehende Konflikte um umstrittene Vergangenheitsbilder jedoch auch vertiefen, anstatt Brücken zu bauen. Auch Betroffene und Opfergruppen sind häufig uneins in Bezug auf die korrekte Darstellung ihrer durchaus heterogenen Erfahrungen und fühlen sich entweder nicht angemessen repräsentiert oder stehen einer öffentlichen Darstellung ihrer Erfahrungen ablehnend gegenüber. Gerade in jüngster Zeit wuchs ein Unbehagen bei der Auseinandersetzung mit dem Versöhnungsbegriff in Bezug auf die NS-Vergangenheit sowie auf koloniale Vergangenheiten von verschiedenen Akteuren. Vor diesem Hintergrund soll diskutiert und analysiert werden, welche Funktion bestimmte Bilder oder Gesten von Versöhnung in Ausstellungen erfüllen. Wer kuratiert sie und wie werden sie gelesen? Welche Veränderungen und Trends sind beim Einsatz dieser spezifischen Bilder erkennbar und wie kann auf das Unbehagen und die Kritik angemessen reagiert werden?
Moderation: Jacqueline Boysen, Helmut-Kohl-Stiftung
10:30-10:45: Kaffeepause
10:45-11:45 Abschlussdiskussion
12 Uhr: Abfahrt
March 19, 2025, Wednesday
5:00 PM: Arrival
Flash Presentations – Brief presentations by participants
9:00-10:00 AM: Key Lecture
Christoph Kreutzmüller, Aktives Museum Faschismus und Widerstand in Berlin e.V.
Zuzanna Schnepf-Kołacz, Muzeum POLIN
10:00-10:30 AM: Coffee Break
10:30 AM-12:00 PM: Panel I – Images of Violence
Photographs of Violence and Mass Crimes - The visual material documenting the violence of World War II is vast and can be categorized in many ways. In addition to official photo documentation, everyday photographs, snapshots, family albums, and pictures secretly taken by prisoners or forced laborers under dangerous conditions bear witness to the extent of the violence. Crimes such as Babyn Yar and the liberation photos of Auschwitz and Bergen-Belsen are well documented. Over time, these photographs have been reproduced in newspapers, magazines, illustrated books, and exhibitions, and have become symbols of Nazi terror and the Holocaust. At the same time, there are numerous sites of violence for which there is no visual documentation. These include many sites of Nazi crimes as well as Stalinist mass violence that was not photographed or filmed. How are images of mass crimes used in memorials, museums, and education? What changes can be seen in the use of visual material before and after 1990, and what developments have occurred in the last ten years? This panel will discuss the function, interpretation, and reception of visual material that bears witness to violence, and will also address the issue of "zero points" (places where there is no visual documentation).
Presenter: Amélie zu Eulenburg, Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
12:00-1:00 PM: Lunch
1:00-2:30 PM: Panel II – Images of Camps
This panel will combine the themes of "camps" and "image memory" by discussing the origin, reception, and impact of photographic documentation of camps, as well as its use in exhibitions and museums, past and present. The tension between the abundance of photographic documentation and the absence of images will also be explored.The institution of the camp and its role in the twentieth century has been the subject of extensive scholarly debate and increasing differentiation over the past decade. From a transnational perspective, camps have been studied in terms of exclusion, violence, and social control. In this context, the differences between Nazi camps, special Soviet camps, and the Gulag system have often been discussed and identified.
How has the ongoing examination of Nazi crimes and the use of photographic documentation contributed to the portrayal of camps in exhibitions? What are the consequences of the lack of visual documentation of the Stalinist Gulag? What strategies and conflicts have emerged from this tension in the present? What does this say about the interpretation of various criminal complexes today?
Presenter: Irmgard Zündorf, Leibnitz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam
2:30-3:00 PM: Coffee Break
3:00-4:30 PM: Panel III – Images of Occupation
This panel will explore the visual memory of military occupations in Europe, focusing on both the occupiers and the occupied. It will consider not only the German Wehrmacht's war of racial extermination, but also the photographic memory of the Allied occupations after World War II. What influence has the end of the Cold War had on the processing and use of visual material in official contexts since 1990? What experiences are visually documented in the occupied territories during World War II, and how are these memories preserved today? What role did forced labor and production play in the documentation of the Occupations? To what extent are the inhabitants of the occupied territories portrayed as agents of their own experiences? Where is repression and coercion visible?What experiences did the Allied occupation bring about after 1945, and how does the visual memory of the Soviet-occupied part of Germany and Europe differ from that of the Western zones? What role do photographs play in capturing both individual, personal experiences and the official structures and mechanisms of occupation? Which experiences of occupation are visually preserved, and where do "zero points" remain?
Presenter: Dominik Kretschmann, Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung
4:30-5:00 PM: Coffee Break
5:00-7:00 PM: Panel IV – Workshop-World Café
Presenter: Samuel da Silva / Amélie zu Eulenburg, Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
7:00 PM: Dinner
9:00-10:30 AM: Panel V – Pictures and memories of Soviet Monuments
This panel will examine the relationship between Soviet monuments in public spaces and image memory. In the former Soviet sphere of influence, Soviet monuments were omnipresent across states behind the Iron Curtain and played a crucial role until the collapse of communism in 1989/90. At parades, marches, and demonstrations, they served as sites of self-affirmation for communist parties and as a way of demonstrating loyalty to the Soviet Union. Monuments shaped public spaces not only at official events but also in everyday life, serving as meeting places, landmarks, and points of orientation. Attitudes toward Soviet monuments have changed significantly since 1990. Many were removed, relocated to parks, put into storage, destroyed, or demolished, while others became canvases for graffiti and acts of self-expression. Since the Russian invasion of Ukraine, these monuments are being deliberately removed and destroyed from public spaces. Their destruction itself has become a performative act, which is often staged and documented. How has the handling of representations of Soviet monuments changed since 1990, and how does it continue to evolve today? Should exhibitions be updated? Are images being replaced and recontextualized? How is the overarching narrative around these images being altered?
Presenter: Katarzyna Bock-Matuszyk, Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung
11:00 AM: Excursion to Soviet memorials in the region of Wrocław
7:00 PM: Conference Dinner in Wrocław
9:30 PM: Return to Kreisau
9:00-10:30 AM: Panel VI– Reconciliation and Image Memory
This panel will explore the theme of reconciliation, its relationship to image memory, and its significance for memorials and places of remembrance from different perspectives. Images of gestures of reconciliation, whether by politicians, civil society initiatives, or individuals, have shaped image memory in the 20th century, especially since the 1980s. These images are an integral part of exhibitions dealing with the crimes of the Holocaust, racial and extermination wars, and the collapse of communist regimes in the 1990s. In many cases, the memorial sites themselves have become places where symbolic actions and rituals of reconciliation are performed. However, gestures of reconciliation can deepen existing conflicts over contested historical narratives rather than build bridges. Victim and survivor groups are often divided over the appropriate representation of their diverse experiences, with some feeling inadequately represented or opposing the public representation of their experiences altogether.
Recently, there has been a growing unease with the concept of reconciliation in relation to Nazi crimes and colonial pasts. In light of this, the panel will discuss and analyze the function of specific images or gestures of reconciliation in exhibitions. Who curates these images and how are they interpreted? What changes and trends can be seen in the use of these particular images, and how can discomfort and criticism be adequately addressed?
Presenter: Jacqueline Boysen, Helmut-Kohl-Stiftung
10:30-10:45 AM: Coffee Break
10:45-11:45 AM: Final Discussion
12:00 PM: Departure – Bus to Berlin