Biographische Angaben aus dem Handbuch "Wer war wer in der DDR?":

Geb. in Crimmitschau (Sachsen) in einer jüd. Familie; Vater Mützenmacher; Mittelschule in Berlin, Handelsschule; nach 1917 Arbeit bei versch. Verlagen in Berlin; 1919 – 24 KAP; 1924 KPD; Kultur-Red. der Ztschr. »Klassenkampf«, wegen Zugehörigkeit zu den »Versöhnlern« Ausscheiden aus der Red.; 1930 in Berlin Red. bei der Ztschr. »Weg der Frau«; 1933 Emigr. nach Paris; Mitarb. der RH; 1934/ 35 illeg. Arbeit in Dtl. u. im Saargeb.; über Paris in die UdSSR; 1936 Parteischule (Lenin-Schule), Red.; 1938 mit Parteiauftrag in die Niederlande, Abhördienst ausländ. Rundfunkstationen bei Abschnitts-Ltg. West in Amsterdam (»Toni«); Mitgl. der KPD-Emigr.-Ltg.; April 1943 in Amsterdam verhaftet, gab der Gestapo nach mißglücktem Suizidversuch Informationen preis, die zu Verhaftungen führten; 1943 KZ Auschwitz u. KZ Ravensbrück; über Rot-Kreuz-Aktion 1945 nach Schweden; Red. der »Pol. Information« in Stockholm.
März 1946 Rückkehr in die SBZ; erhielt wegen ihrer Aussagen bei der Gestapo ihr Parteibuch nicht zurück; Red. u. HA-Ltr. beim Berliner Rundfunk; 1949 – 53 Red. des »Neuen Dtl.«; 1953 beim Staatl. Rundfunkkomitee; 1956 durch ZPKK Aufnahme in die SED; Abt.-Ltr. HA Schöne Lit. im Min. für Kultur; 1959 Lessing-Preis u. Händel-Preis; 1964 Dr. phil. mit »Händels Rolle als Aufklärer«; 1969 NP; 1970 ZPKK erkennt ihre Parteimitgl. rückwirkend ab 1919 an; gest. in Berlin.

Publ.
Sabotage im Lager Auschwitz. In: Pol. Information (Stockholm) (1945) 13; Der Humanist Arnold Zweig. Berlin 1955; Händel-Renaissance. Berlin 1960/69; Lebendiges Erbe. Reden u. Aufsätze zur Kunst u. Lit. Leipzig 1972.
Sek.-Lit.
Scholz, M. F.: Skandinav. Erfahrungen erwünscht? Stuttgart 2000.
MFS

Biographische Angaben aus dem Handbuch der Deutschen Kommunisten:

(* 1902 – † 1974)
Geboren am 20. August 1902 in Crimmitschau; arbeitete nach der Handelsschule bei verschiedenen Verlagen in Berlin. Von 1920 bis 1923 in der KAP, sie trat 1924 der KPD bei, wurde Redakteurin am »Klassenkampf« in Halle, dort 1929 als Mitglied der Versöhnler abgesetzt. Von 1930 bis 1932 leitete sie die Redaktion der kommunistischen Zeitschrift »Weg der Frau«. 1933 Emigration nach Paris, 1933/34 illegale Arbeit in Deutschland. 1935 nach Moskau, dort 1936 Studium an der Internationalen Leninschule. 1938 nach Holland geschickt, gehörte sie der KPD-Emigrationsleitung an. 1943 verhaftet, soll sie der Gestapo (nach mißglücktem Selbstmordversuch) Informationen gegeben haben. In den KZs Auschwitz und Ravensbrück inhaftiert, kam sie über das Rote Kreuz 1945/46 nach Schweden. Seit 1946 arbeitete sie beim Berliner Rundfunk, 1949 bis 1953 auch in der Redaktion »Neues Deutschland«. Sie gehörte 1953 vermutlich zur Zaisser-Herrnstadt-Gruppe. Wegen ihrer Aussagen bei der Gestapo soll sie intern erst ab 1956 in die SED aufgenommen, 1970 aber voll rehabilitiert worden sein. Ab 1956 Abteilungsleiterin im Ministerium für Kultur; sie erhielt 1959 den Händel-Preis, promovierte 1964 und bekam 1969 den Nationalpreis. Zwar eine einflußreiche DDR-Kulturpolitikerin, wirkte jedoch mehr im Hintergrund. 1972 erschien eine Sammlung ihrer Reden und Aufsätze. Marianne (Änne) Gundermann starb am 29. Mai 1974.

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Redaktionsschluss: Mai 2008. Eine kontinuierliche Aktualisierung der Biographien kann von den Herausgebern nicht gewährleistet werden. Soweit bekannt, werden Sterbedaten in regelmäßigen Abständen nachgetragen. Änderungs- und Korrekturwünsche werden von den Herausgebern des Handbuches geprüft und ggfl. eingearbeitet (Mail an herbst@gdw-berlin.de).

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