Biographische Angaben aus dem Handbuch der Deutschen Kommunisten:

Am 23. Oktober 1895 in Seligenstadt/Main geboren. In seiner Heimat war Galms Vater ein bekannter Sozialist. Auch Heinrich Galm kam früh zur Arbeiterjugendbewegung, lernte Sattler und arbeitete bis 1916 in seinem Beruf, dann eingezogen und bis 1918 Soldat. 1917 der USPD beigetreten. 1920 als Delegierter des Spaltungsparteitages der USPD in Halle, er stimmte für den Anschluß an die Komintern und kam mit dem linken Flügel zur KPD. Bis 1920 blieb er in seinem Beruf, dann hauptamtlicher Sekretär des Sattler- und Portefeuillerverbandes in Offenbach. Galm wurde 1924 in den Hessischen Landtag gewählt, dem er ununterbrochen bis 1933 angehörte. Auf dem X. KPD-Parteitag 1925 in die Gewerkschaftskommission delegiert und 1927 auf dem XI. Parteitag als Kandidat ins ZK gewählt. Galm besaß als Person in Offenbach einen überragenden Einfluß. Er war in der Hauptsache Gewerkschafter, ihm erschienen die lokalen Interessen bedeutender als innerparteiliche Fehden.
Er wandte sich vehement gegen die ultralinke Wendung der KPD, die 1928 besonders in der Gewerkschaftsfrage begann. Zusammen mit Erich Hausen und Albert Bassüner bildete er den rechten Flügel im ZK. Galm war die ganzen Jahre über Vorsitzender der KPD in Offenbach, nach der Wittorf-Affäre wurde er am 20. Oktober 1928 seiner Funktion enthoben. Doch als ZK-Kandidat konnte über seinen Parteiausschluß nur das EKKI entscheiden. Deswegen wurde er nach Moskau geladen, vertrat dort im Dezember 1928 gemeinsam mit Erich Hausen den Standpunkt der rechten Opposition. So wie Hausen inzwischen in Breslau die Zeitung »Gegen den Strom« als Organ der Rechten gegründet hatte, benutzte er die in Offenbach erscheinende Wochenzeitung »Volksrecht« als sein Sprachrohr. Nach Galms Ausschluß aus der KPD Anfang 1929 blieb die überwältigende Mehrheit der KP Offenbachs auf seiner Seite und ging mit ihm in die KPO. Wie sehr dies vor allem sein persönlicher Erfolg war, erwies sich, als er im November 1931 sein Landtagsmandat wieder erringen konnte, diesmal für die KPO.
Nach der Spaltung der KPO ging Galm mit der Minderheit zur SAP, und erneut hatte er die Mehrheit der Offenbacher Kommunisten hinter sich. Er kam im Juni 1932, bei der letzten Landtagswahl in Hessen – nun für die SAP – wieder in den Landtag. In Offenbach war seine politische Stellung sehr stark, er blieb bis 1933 Sekretär des Sattlerverbandes, und alle Versuche der KPD, ihn abwählen zu lassen, schlugen fehl. Noch im März 1932 erhielt Galm 446 Stimmen, der Spitzenkandidat der KPD 107 und der SPD-Kandidat 37 Stimmen. Wie bei dem linken Guido Heym in Suhl oder August Ziehl in Geesthacht besaß er als kommunistischer Führer so viel Autorität, daß ihm Funktionäre und Mitglieder auch gegen die Parteiinstanzen folgten. Nach 1933 wurde Galm mehrmals verhaftet. Im Juli 1944 wieder festgenommen, sollte er nach Dachau gebracht werden. Durch einen glücklichen Zufall saß er jedoch nur einige Monate in Bebra und Darmstadt fest. Sein Freund und Fraktionskollege Heinrich Angermeier, der zur gleichen Zeit ins KZ Dachau kam, fand dort den Tod.
1945 erwies sich Galm wieder als geschickter Kommunalpolitiker und Gewerkschafter. Er gründete 1946 in Offenbach die Arbeiter-Partei, die im Stadtrat unter seiner Führung bis zu ihrer Auflösung im Jahre 1954 eine wichtige Rolle spielte. Die Arbeiter-Partei war die einzige sozialistische Gruppe außerhalb der SPD und KPD, die nach 1945 in Westdeutschland (lokale) Bedeutung erringen konnte. Ab 1954 gehörte Galm der SPD an, die er auch im Stadtrat von Offenbach vertrat. 1980 erschienen Heinrich und Marie Galms Erinnerungen unter dem Titel: »Ich war halt immer ein Rebell«. Heinrich Galm starb am 30. Oktober 1984.

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