Biographische Angaben aus dem Handbuch der Deutschen Kommunisten:

Geboren am 25. Februar 1897 in Biebesheim/ Hessen, Sohn einer Hebamme und eines Eisenbahners, der auch eine Gastwirtschaft betrieb. Besuchte als Freiplatzschüler die Realschule und das Lehrerseminar in Alzey. 1916 bestand er die Schulamtsanwärter-Prüfung. Anschließend zum Militär eingezogen, kam er an die Front, 1918 in Halle als Flugschüler ausgebildet. Nach dem Krieg trat er der USPD bei und wurde deren Vorsitzender in Groß-Gerau. Mitte 1919 Übertritt zur KPD. Von 1920 bis 1931 Volksschullehrer in Wixhausen und aktiver Funktionär der KPD in Südhessen. 1927 Vorsitzender des UB Darmstadt, im gleichen Jahr Abgeordneter des Hessischen Landtags, dem er bis 1933 angehörte. Im April 1933 verhaftet, haben ihn SA-Leute vom Bahnhof bis zum Gefängnis Darmstadt getrieben und geprügelt. Nach wenigen Tagen freigelassen, aber im Februar 1935 erneut festgenommen und zu drei Jahren Zuchhaus verurteilt. Längere Zeit im Zuchthaus Rochenberg in Einzelhaft. Nach Strafverbüßung ins KZ Buchenwald überführt, erst 1945 befreit. In Buchenwald machte sich Hammann als Blockältester des Blocks 8, in dem sich die Kinder des KZ befanden, sehr verdient. Im April 1945 rettete er noch viele jüdische Kinder vor der SS.
Im Mai 1945 Rückkehr zu seiner Familie nach Groß-Gerau, hier wieder aktiver KPD-Funktionär. Im Juli 1945 als Landrat in Groß-Gerau eingesetzt. Nach Differenzen mit der US-Besatzungsmacht im Dezember 1945 verhaftet, u. a. wurde Hammann vorgeworfen, die Alliierten behindert zu haben. Im Februar 1946 freigesprochen, aber nicht wieder als Landrat eingesetzt. Am 22. März 1946 nahm ihn die Militärpolizei erneut fest, denn nach Aussagen von vier Buchenwald-Häftlingen war Hammann angeblich eng mit der SS verbunden und im Lager verhaßt gewesen. Obwohl Buchenwald-Häftlinge aus ganz Europa Leumundszeugnisse für Hammann abgaben und sein untadeliges Verhalten belegten (darunter Eugen Kogon), mußte er 14 Monate in Haft. Er saß in Dachau, wo damals SS-Verbrecher wie Ilse Koch, Hans Eisele u. a. inhaftiert waren. Im Mai 1947 bescheinigte ihm die Anklagebehörde seine »vollkommene antifaschistische Einstellung und seine Unbescholtenheit«, Hammann wurde freigelassen. Als KPD-Sekretär der Bezirksleitung Hessen tätig. Wilhelm Hammann kam bei einem Autounfall in Rüsselsheim am 26.Juli 1955 ums Leben. Am 18. Juli 1984 ehrte eine Kommission der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem den ehemaligen Landrat und KPD-Abgeordneten des Hessischen Landtages Wilhelm Hammann posthum für die Rettung von 159 jüdischen Kindern und Jugendlichen im KZ Buchenwald mit dem Titel »Gerechter unter den Völkern«.

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