Biographische Angaben aus dem Handbuch der Deutschen Kommunisten:

Geboren am 5. Oktober 1888 in Berlin. Der Sohn eines Lehrers studierte in Berlin und Greifswald Sprachen und Philosophie, promovierte über Goethe im Urteil des Jungen Deutschland. Er gab 1912/13 den »Wiecker Boten« heraus, eine wichtige frühexpressionistische Zeitschrift. Als scharfer Kriegsgegner wurde er in der Weimarer Republik ein bekannter linksradikaler Dichter und Politiker (war u. a. in der AAU-E und dann im »Spartakusbund II« aktiv). Schon ab 1913 veröffentlichte er in der »Aktion« von Franz Pfemfert. Nachgedruckt wurden seine Antikriegsdichtungen 1922 unter dem Titel »Die Schande«, den Umschlag zeichnete George Grosz. Kanehls aufrührerischer Gedichtband »Die Straße frei« wurde 1924 verboten. Seine radikalen, oft zur Gewalt aufrufenden revolutionären Arbeiten wurden (ebenso wie seine politischen Artikel, etwa gegen Otto Rühle) immer wieder in Pfemferts »Aktion« publiziert. Bemerkenswert z. B., daß dort im November 1919 expressionistische Verse von ihm endeten: »Wacher, wilder, roter Freudenrausch. Revolution.« Im gleichen Heft beendete hingegen Johannes R. Becher, der damals ebenfalls noch für die »Aktion« schrieb, sein Gedicht »Weltrevolution« mit: »Taifun und Lawa – Christus – und winkt! und winkt!!«
Oskar Kanehl starb am 28. Mai 1929 nach dem Sturz aus seinem Wohnungsfenster. Grabreden für ihren Freund hielten Erich Mühsam und Franz Pfemfert, der betonte: »Ja, er hat nie mit dem Feinde parliert, sondern ihm im Namen des Proletariats offen zugerufen: Wer nicht für uns ist, ist uns zuwider... Tritt ab und stirb, verkrachte Bourgeoisie.«

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