Biographische Angaben aus dem Handbuch "Wer war wer in der DDR?":

Geb. in Berlin; Vater Buchdrucker; Volksschule; Ausbildung zum Metallarb.; bis 1926 Arbeiter; 1912 – 16 Mitgl. der Metallarbeiterjugend; 1916 DMV; 1919 USPD; 1920 KPD; 1923 Dt. Verkehrsbund; 1919 – 27 gewerkschaftl. Funktionen auf regionaler u. betriebl. Ebene; 1927 – 29 Gauführer des RFB Berlin-Brandenb.; 1929 – 32 Sekr. der KPD-UB-Ltg. der KPD Frankfurt/Cottbus; 1928 – 32 Abg. des Preuß. Landtags; 1933/34 Mitgl. KPD-BL Berlin; 1934 verhaftet, wegen »Vorber. zum Hochverrat« zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt, 1934 – 37 Haft im Zuchthaus Luckau, 1937/38 KZ Sachsenhausen; ab 1938 Schlosser u. Lagerverwalter in Berlin; 1943/44 Mitarb. in der Widerstandsgr. Anton Saefkow; Aug. 1944 verhaftet, Okt. 1944 vom VGH zu drei Jahren Gefängnis verurteilt, 1944/45 Haft im Zuchthaus Brandenb.-Görden u. Nürnberg, April 1945 geflohen.
11.6.1945 Mitunterz. des Aufrufs der KPD; Mitgl. des ZK der KPD; 15.6.1945 Mitunterz. des Aufrufs des Vorber. Gewerkschaftsaussch. u. Mitgl. des Aussch. für Groß-Berlin; 1945/46 Stadtrat für Arbeit in Berlin; 1946 – 48 Mitbegr. u. 1. Vors. des FDGB sowie Mitgl. des Bez.-Vorst. Berlin; 1946 – 53 Mitgl. des PV bzw. ZK der SED; 1948/49 Mitgl. des Dt. Volksrats, 1949 – 54 Mitgl. der (Prov.) Volkskammer; 1948 – 53 Vors. der SED-LL bzw. BL Groß-Berlin (Nachf. von  Hermann Matern); 1950 – 53 Kand. des PB des ZK der SED, Juli 1953 wegen angebl. Unterstützung von  Rudolf Herrnstadt u.  Wilhelm Zaisser Ausschl. aus dem PB u. Jan. 1954 Parteirüge; 1953 – 57 Abg. des Bez.-Tags u. Vors. des Rats des Bez. Neubrandenb. (Nachf. von Wilhelm Staudte); ab 1954 Mitgl. des NR der NF; Juli 1956 Rehabil. u. Aufhebung der Parteistrafe; 1957 – 89 erneut Mitgl. des ZK der SED; 1957 – 59 Stellv. des Min. des Innern u. Staatssekr. für Angelegenh. der örtl. Räte; 1959/60 Ltr. des Sekr. des Min.-Rats; 1960 – 62 Min. u. Ltr. der ZKSK (Nachf. von  Ernst Wabra); 1959 – Nov. 1989 Mitgl. des Bez.-Vorst. Berlin des FDGB sowie 1963 – 65 seines Präs. u. Sekr.; 1958 – März 1990 Abg. der Volkskammer, amt. Alterspräs.; 1965 – 90 Vors. der FDGB-Fraktion (Nachf. von  Rudolf Kirchner); ab 1976 stellv. Vors. der Interparl. Gruppe; 1987 Ruhestand; 1955, 1959, 1965 u. 1987 VVO; 1962 KMO; 1970 Ehrenspange zum VVO; 1972 Stern der Völkerfreundschaft; 1977 Großer Stern der Völkerfreundschaft; 1990 PDS u. Mitgl. des IVVdN; gest. in Berlin.

Publ.
Die neuen dt. Gewerkschaften u. der 9. Nov. 1918. Berlin 1948; Der gewerkschaftl. Kampf um Frieden, Freiheit u. Soz. Berlin 1961; Die Einheit ist der Fels, auf dem die Zukunft der Arbeiterklasse ruht. Erinnerungen. Berlin 1987.
Sek.-Lit.
Hochmuth, U.: Illeg. KPD u. Bew. »Freies Dtl.« in Berlin u. Brandenb. 1942 – 1945. Biogr. u. Zeugnisse aus der Widerstandsorg. um Saefkow, Jacob u. Bästlein. Berlin 1998.

Biographische Angaben aus dem Handbuch der Deutschen Kommunisten:

Geboren am 20.Juli 1897 in Berlin, Sohn eines Buchdruckers; lernte Schlosser. 1912 Mitglied der Metallarbeiterjugend, 1916 des DMV und 1923 des Deutschen Verkehrsbundes. 1919 USPD, mit deren linkem Flügel 1920 zur KPD. Bis 1926 Schlosser, dann hauptamtlicher Funktionär und Leiter des RFB Berlin-Brandenburg. Im Dezember 1927 durch Karl Olbrysch abgelöst, da er »versagt« hatte (vor allem, weil er gegenüber der Opposition nicht genügend »durchgriff«). Anfang 1928 übernahm Jendretzky erneut die Leitung des Berliner RFB und zog im selben Jahr auch in den Preußischen Landtag ein (1932 nicht mehr als Kandidat aufgestellt). 1930 aus der RFB-Arbeit entfernt, weil er zusammen mit Olbrysch eine Untersuchung gegen den RFB-Führer Willy Leow und dessen finanzielle Manipulationen gefordert hatte. 1929 bis 1932 UB-Sekretär der KPD in Frankfurt/Oder und bis 1933 Mitglied der BL Berlin-Brandenburg und hier 1932/33 Leiter der Erwerbslosenbewegung. Nach 1933 illegale Arbeit, im Frühjahr 1934 verhaftet, im September 1934 vom Kammergericht Berlin zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt, die er bis 1937 im Zuchthaus Luckau verbüßte. 1937/38 »Schutzhaft« im KZ Sachsenhausen. Freigekommen, arbeitete er von 1938 bis 1944 als Schlosser in einer Berliner Heizungsfirma. Jendretzky nahm im Frühjahr 1944 Verbindung zu Anton Saefkow auf, wurde am 2.August 1944 erneut festgenommen und am 10. Oktober 1944 vom VGH zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Er kam in das Zuchthaus Brandenburg-Görden und anschließend in das Nürnberger Gefängnis, aus dem er am 17. April 1945 fliehen konnte. Zurückgekehrt nach Berlin, wurde er im Mai 1945 Stadtrat für Arbeit des Magistrats von Groß-Berlin. Er war Mitunterzeichner des »Aufrufs der KPD« vom 11. Juni 1945 und wurde durch Kooptierung Mitglied des ZK der KPD. Er gehörte auch zu den Mitunterzeichnern des Gründungsaufrufes des vorbereitenden Gewerkschaftsausschusses für Groß-Berlin und war provisorischer 1. Vorsitzender des Berliner FDGB. Von Februar 1946 bis Oktober 1948 1. Vorsitzender des FDGB-Bundesvorstandes der SBZ und von 1946 bis 1954 Mitglied des SED-PV. Ab November 1948 1. Vorsitzender der SED-Landesorganisation Groß-Berlin, 1950 Kandidat des Politbüro.
Zusammen mit Wilhelm Zaisser, Rudolf Herrnstadt u. a. am 26. Juli 1953 aus dem Politbüro ausgeschlossen und seiner Funktion in Berlin enthoben. Jendretzky wurde im Januar 1954 mit einer »Parteirüge« bestraft und auf dem IV. Parteitag im April 1954 nicht mehr ins ZK gewählt. Am 29. Juli 1956 »rehabilitiert« und wieder ins ZK kooptiert. 1950 bis 1954 und von 1958 bis März 1990 Abgeordneter, von 1965 bis 1990 Vorsitzender der FDGB-Fraktion und im Dezember 1989 Alterspräsident der Volkskammer. 1957 bis 1960 Stellvertreter des Ministers des Innern und von 1960 bis 1962 Minister und Leiter der Zentralen Kommission für Staatliche Kontrolle. Auf den SED-Parteitagen von 1963 bis 1986 wieder ins ZK gewählt, er erhielt 1962 den Karl-Marx-Orden. 1990 Mitglied der PDS. Hans Jendretzky starb am 2.Juli 1992 in Berlin.

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