Biographische Angaben aus dem Handbuch der Deutschen Kommunisten:

Geboren am 7. März 1893 in Copitz bei Pirna, entstammte einer kinderreichen Beamtenfamilie; lernte Zimmermann. 1912 Mitglied der SPD. 1913 zum Militär einberufen, bei Kriegsausbruch kam er sofort an die Front. 1918 Übertritt zur USPD, gehörte 1918/19 zum Arbeiter- und Soldatenrat in Pirna und arbeitete bis 1921 als Betriebshandwerker in der Kunstseidespinnerei in Pirna, in der er auch Betriebsrat war. 1919 Mitglied der KPD, er blieb in der Partei, als die große Mehrheit der Ortsgruppe Pirna 1920 zur KAPD ging. Ab 1921 Stadtverordneter in Pirna, hauptamtlicher UB-Leiter. Auf dem VII. Parteitag 1921 und auf dem VIII. Parteitag 1923 für den Bezirk Ostsachsen in den ZA berufen. Nach dem Oktober 1923 polizeilich gesucht, lebte Rädel zunächst illegal. Als Anhänger der Parteilinken wurde er im Mai 1924 in den Reichstag gewählt, dem er ununterbrochen bis 1933 angehörte. 1924/25 Orgleiter und nach dem »Offenen Brief« 1925 Polleiter des Bezirks Ostsachsen. 1926 ins ZK nach Berlin geholt, im Apparat für Sozialpolitik zuständig, 1928 zunächst wieder Polleiter des Bezirks Ostsachsen, dann einige Zeit Polleiter von Westsachsen. Rädel übersiedelte 1931 endgültig nach Berlin, um die Leitung der Abteilung Sozialpolitik beim ZK der KPD zu übernehmen. Auf dem XII. Parteitag 1929 als Kandidat ins ZK der KPD gewählt, war Rädel seit 1930 Vorsitzender der ARSO, der kommunistischen Arbeitsgemeinschaft sozialpolitischer Organisationen. Am 7. Februar 1933 nahm er noch an der letzten Sitzung der Parteiführer in Ziegenhals bei Berlin teil, danach zum Leiter der illegalen KPD in Sachsen berufen. Im Dezember 1933 verließ er Deutschland, ging zunächst nach Prag, von dort über Wien nach Paris und kam anschließend wieder nach Prag, wo er die Betreuung der kommunistischen Emigranten und den illegalen Grenzverkehr nach Deutschland leitete. Am 24. Dezember 1934 traf Rädel unter dem Parteinamen Sachs in Moskau zur Berichterstattung ein, erhielt wegen Unachtsamkeit bei der Durchführung einer illegalen Konferenz im Oktober eine »einfache Parteirüge«. Anfang 1935 Emigrationsleiter in der Schweiz, dort am 24. Oktober 1936 verhaftet und nach Frankreich ausgewiesen. Hier konnte er zur Zeit der Volksfrontregierung legal leben und arbeiten, gründete die Sozialvereinigung deutscher politischer Emigranten und organisierte die internationale Unterstützung. Anfang 1939 war Rädel Teilnehmer der »Berner Konferenz« der KPD (bei Paris), auf der er als Friedrich ins ZK gewählt wurde. Bei Kriegsausbruch im Lager Vernet drei Jahre lang interniert. Um Rädel zu retten, verlieh ihm die Sowjetunion (durch ihren Botschafter in Vichy) im März 1941 die sowjetische Staatsangehörigkeit, er sollte per Schiff in die Sowjetunion gelangen, was der Ausbruch des deutsch-sowjetischen Krieges verhinderte. Obwohl im Besitz eines Einreisevisums nach Mexiko, lieferte ihn die Regierung Petain-Laval im August 1942 an die Gestapo aus. Am 25. Februar 1943 beschloß der 5. Senat des VGH: »Der Angeklagte Rädel hat durch den Ausbau und maßgebliche Betreuung deutscher kommunistischer Emigrantenorganisationen im Ausland den kommunistischen Hochverrat vorbereitet und wird deshalb zum Tode verurteilt.« Sein von ihm verfaßtes Gnadengesuch wurde abgelehnt. Am 10. Mai 1943 wurde Siegfried Rädel in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Rädel hatte 1919 geheiratet, sich sechs Jahre später von seiner Frau Frieda getrennt und lebte seit 1928 mit Maria Weiterer zusammen.

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