Biographische Angaben aus dem Handbuch "Wer war wer in der DDR?":

Geb. in Berlin-Friedenau; Vater Kfm., Dir. des Kaufhauses Wertheim u. Dir. der Zoo-Gaststätten; 1908 – 16 Vorschule, Realgymn. in Berlin-Lichterfelde u. Berlin-Dahlem; 1916 Freistelle in der Kadettenanstalt Plön (Holstein); 1918 Hauptkadettenanstalt Groß-Lichterfelde, 1919 – 22 Realgymnasium Berlin-Lichterfelde, Abitur; ab 1922 Studium der Rechtswiss. u. Volkswirtschaft (1924 Exmatr., ohne Abschluß); 1923 Volontär bei der »Magdeburger. Ztg.«, 1925 – 27 Mitarb. in der Red. der Bundesztg. des Frontkämpferbunds »Stahlhelm« in Magdeburg, ab 1927 Berliner Vertreter von dt. Ztgn.; DNVP, enge Kontakte zum »Herrenclub« (Franz von Papen) u. zum »Tat«-Krs. (Hans Zehrer), 1933/34 Begleiter Papens bei den Verhandlungen zwischen dem Dt. Reich u. dem Vatikan um das Konkordat; ab 1934 Mitarb. der Korrespondenz »Dienst aus Dtl.«, ab 1938 deren Hrsg.; 1935 Heirat mit der Architektin Maria Freiin von Neuenstein-Rodeck; Mitarb. bei versch. Provinzztgn. (»Dertinger-Dienst«); 1938 Ablehnung der Chefredakteurstelle beim »Neuen Wiener Tagblatt« wg. gleichzeitiger Forderung nach NSDAP-Eintritt; publiz. u. presseorg. Tätigkeit in Berlin, deshalb 1939 u. 1944 uk-Stellung, 1944 Leitartikler im »Neuen Wiener Tagblatt«; Febr. 1945 Einberufung zum Volkssturm in Berlin, jedoch keine Teiln. an Kämpfen.
Juni 1945 Presseref. der CDU-Hauptgeschäftsstelle in Berlin, ab 1945 Agent eines sowj. Nachrichtendienstes (»Georg Kreth«); Jan. 1946 – Okt. 1949 Gen.-Sekr. der CDU in der SBZ, trat in Opp. zu  Ernst Lemmer u.  Jakob Kaiser; 1946/47 Mitgl. des Verfassungsaussch. beim PV der CDU, 1947/48 des CDU-Koordinierungsaussch.; 1948/49 Mitgl. der DWK u. des Dt. Volksrats, Reisen nach Moskau; 1949 – 53 Abg. der (Prov.) Volkskammer, Min. für Ausw. Angelegenh., Mitgl. des Pol. Aussch. des CDU-HV; 1949 – 53 Präsidialrat des KB; unterzeichnete am 6.7.1950 das Abkommen mit Polen zur Oder-Neiße-Grenze; 1952 stellv. Vors. der CDU; Jan. 1953 poln. Kommandeurskreuz mit Stern des Ordens »Polonia Restituta«; 15.1.1953 verhaftet wg. angebl. »Feindtätigkeit gegen die DDR im Auftrag imp. Geheimdienste« (gleichz. Verhaftung seiner Frau u. Kinder); Haft im »U-Boot« der MfS-U-Haftanstalt Berlin-Hohenschönhausen, Hungerstreik, Suizidversuch; Folterungen u. Geständniserpressung; Juni 1954 im Geheimprozeß gegen »G. D. u. a.« vom Obersten Gericht wegen »Verschwörung« u. »Spionage« zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt (Vors.  Walter Ziegler), Verurteilung seiner Frau zu 8 Jahren, seines Sohnes zu 3 Jahren Zuchthaus; Haft im Zuchthaus Brandenb., ab 1956 im Zuchthaus Bautzen II; Okt. 1963 Übertritt zur kath. Kirche; Mai 1964 begnadigt, danach Lektor für den kath. St.-Benno-Verlag Leipzig, ab 1967 Sachbearb. bei der Caritas in Dresden; gest. in Leipzig.
Sept. 1991 Aufhebung des Urteils von 1954 durch das Berliner LG wg. »Aussageerpressung u. Rechtsbeugung«.

Sek.-Lit.
Richert, E.: Der Fall Dertinger u.