Biographische Angaben aus dem Handbuch der Deutschen Kommunisten:

(* 1888 – † 1987)
Geboren am 27. Mai 1888 in Witten/Ruhr als Alma Rosali Wolfstein, genannt Rosi, Tochter eines Kaufmanns. Rosis Bruder Paul (* 1884) fiel im Weltkrieg, ihre beiden Schwestern Wilhelmine (* 1886) und Bertha (* 1891) wurden 1942 ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert und ermordet. Nach Absolvierung einer höheren Mädchenschule und einer kaufmännischen Lehre jahrelang als Angestellte tätig. 1907 Beitritt zum Frauen- und Mädchen-Arbeiterbildungsverein Hagen, ab 1908 Mitglied der SPD, 1910 des Zentralverbandes der Angestellten. Sie wirkte agitatorisch für die SPD am Niederrhein. 1913 Besuch der Parteischule der SPD in Berlin, an der Rosa Luxemburg lehrte, bis zu deren Ermordung blieb Rosi Wolfstein deren Schülerin und Weggenossin. 1914 stand sie in Opposition zur Politik des Burgfriedens. Mitarbeit in der Spartakusgruppe, während des Weltkrieges mehrfach verhaftet. Delegierte der Duisburger Arbeiterjugend auf der illegalen Jugendkonferenz Ostern 1916 in Jena. Sie vertrat beim Gründungsparteitag der USPD in Gotha 1917 die Spartakusgruppe. Im November 1918 Mitglied des Arbeiter- und Soldatenrates in Düsseldorf.
Rosi Wolfstein war Ende 1918 Delegierte und Schriftführerin des Gründungsparteitags der KPD. Sie wurde wegen einer Rede zum Gedächtnis von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg verfolgt und mehrmals verhaftet. Als deutsche Delegierte nahm sie 1920 am II. Weltkongreß der Komintern teil und wurde im gleichen Jahr als Kandidatin in die Zentrale der KPD berufen. Von 1921 bis 1923 Mitglied der Zentrale und des Orgbüros, hier mit der Leitung der Parteiverlage betraut. Rosi Wolfstein wurde 1921 als Abgeordnete in den Preußischen Landtag gewählt, dem sie bis 1924 angehörte. Wegen politischer Differenzen mit der Ruth-Fischer-Führung demissionierte sie nach dem IX. Frankfurter Parteitag 1924. Sie wurde Mitarbeiterin und Lebensgefährtin Paul Frölichs – den sie 1948 in New York heiratete –, half bei der Herausgabe der Werke Rosa Luxemburgs und war Lektorin am Malik-Verlag. Anfang 1929 mit der rechten Fraktion aus der KPD ausgeschlossen, war sie bis 1932 in der KPO aktiv, ging dann mit der Minderheit der KPO zur SAP. Im März 1933 Flucht nach Belgien, 1936 nach Frankreich. In Paris war Rosi Frölich Mitglied der Auslandsleitung der SAP und unterzeichnete (mit dem Pseudonym Marta Koch) im Januar 1937 den Aufruf für eine Volksfront mit dem Ziel: »Sturz Hitlers und aller Peiniger des deutschen Volkes! Für Freiheit, Frieden und Brot!«
Ab September 1939 in Frankreich interniert, kam sie 1941 mit einem Notvisum (mit Paul Frölich) nach New York und lebte dort bis 1950. 1951 nach Deutschland zurückgekehrt, wohnte sie in Frankfurt/M. und war Mitglied der SPD. Seit dem Tod Paul Frölichs 1953 dessen Nachlaßverwalterin, bearbeitete sie mit wissenschaftlicher Akribie einige seiner Werke. Im Alter von 99 Jahren starb Rosi Wolfstein-Frölich am 11. Dezember 1987. Der hessische Ministerpräsident Holger Börner sagte beim Begräbnis, daß sie »stets mit Herz und Verstand für die soziale Sache eingetreten« sei, ja er nannte sie sogar »eine zweite Rosa Luxemburg«. In ihrer Geburtsstadt Witten wurde 1991 eine »Rosi-Wolfstein-Gesellschaft« gegründet.

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