Zum 9. November 2021 erinnert die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur an den Fall der Berliner Mauer vor 32 Jahren. Die Öffnung der innerdeutschen Grenze war das weltweit sichtbare Zeichen, dass die kommunistischen Machthaber in der DDR den friedlichen Forderungen der Menschen nach demokratischen Rechten und Freiheiten nichts mehr entgegenzusetzen hatten. Der Mauerfall von 1989 gilt seitdem als einer der glücklichsten Momente der jüngeren deutschen Geschichte.

Zugleich steht der 9. November aber auch für eines der dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte: Mit der Reichspogromnacht erreichte die Verfolgung der jüdischen Bevölkerung durch die Nationalsozialisten 1938 einen ersten schrecklichen Höhepunkt. Tausende Juden im Deutschen Reich wurden vor den Augen ihrer Mitbürger misshandelt, verhaftet, getötet und beraubt. Der rassistische Antisemitismus der Nationalsozialisten mündete schließlich in der millionenfachen Ermordung der europäischen Juden im Holocaust und der Ermordung von Hunderttausenden Sinti und Roma sowie politischen Gegnern aus allen besetzten Ländern Europas.

Weitere einschneidende historische Ereignisse verdichten sich am 9. November: Während Philipp Scheidemann 1918 an diesem Tag in Berlin die erste deutsche Republik ausrief, versuchten Adolf Hitler und Erich Ludendorff diese 1923 in München mit einem Putsch zu stürzen.

Angesichts dieses historisch denkwürdigen Datums hat die Bundesstiftung Aufarbeitung bei forsa kürzlich eine repräsentative Umfrage in Auftrag gegeben. Sie hat gezeigt, dass bei fast 50 Prozent der Antworten mit dem Datum „9. November“ spontan, also ohne jede Vorgabe, ein historisches Ereignis verbunden wird. Rund ein Drittel nennt dabei den Mauerfall; in der Altersgruppe der 14- bis 29-Jährigen ist dies jeder Sechste.

Auch wenn die Jüngeren spontan mit dem 9. November wenig verbinden konnten, finden es neun von zehn jungen Menschen im Alter von 14 bis 29 Jahren jedoch heute wichtig, „dass an das Ereignis des Mauerfalls am 9. November 1989 weiterhin erinnert wird“. Diese Überzeugung teilt die große Mehrheit aller Bundesbürger (77 Prozent).

 „Das große Interesse junger Menschen ist ein ermutigendes Zeichen“, sagte die Direktorin der Bundesstiftung Aufarbeitung Dr. Anna Kaminsky. „Die Umfrage mahnt jedoch zugleich an, im Geschichtsunterricht wenigstens zu den Wegmarken der Diktatur und Demokratie in Deutschland ein solides Grundwissen zu vermitteln.“ Wenn zudem nur vier Prozent der jungen Menschen mit dem 9. November die Reichspogromnacht 1938 in Verbindung bringen und nur zwei Prozent die Ausrufung der Republik 1918, dann gebe es Handlungsbedarf, so Kaminsky.

Allen historisch Interessierten sei deshalb die Website www.projekttag-deutsche-geschichte.de empfohlen. Sie ist Ergebnis des „Projekttags Deutsche Geschichte“, der von der Bundesstiftung Aufarbeitung initiiert wurde und von der Kultusministerkonferenz ausgerufen worden ist. Das Internetangebot bietet vielfältige Anregungen, um sich mit den unterschiedlichen Dimensionen des 9. November zu beschäftigen.