In der Nacht vom 9. zum 10. November 1989 fiel die Berliner Mauer. Unter dem Druck von Tausenden DDR-Bürgern öffneten sich die Schlagbäume. In den folgenden Tagen wurden nach 28 Jahren der Teilung die Grenzübergänge in Berlin und zur Bundesrepublik wieder geöffnet. Der Mauerfall war das sichtbarste Zeichen, dass die kommunistische Diktatur in der DDR 1989 am Ende war. Die Menschen hatten endgültig genug von politischer Gängelung und wollten endlich die Freiheit.

Zugleich steht der 9. November für das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte. Mit den Novemberpogromen erreichte die Verfolgung der jüdischen Bevölkerung durch die Nationalsozialisten am 9. November 1938 einen ersten schrecklichen Höhepunkt. Tausende Juden im Deutschen Reich wurden vor den Augen ihrer Mitbürger misshandelt, verhaftet, getötet und beraubt.

Weitere Wegmarken der Geschichte von Demokratie und Diktatur in Deutschland schließen sich an das historische Datum an: Am 9. November 1918 rief Philipp Scheidemann in Berlin die erste deutsche Republik aus. Genau fünf Jahre darauf versuchten Adolf Hitler und Erich Ludendorff mit ihrem erfolglosen Putsch 1923 in München, die Demokratie zu stürzen. Am gleichen Tag war zudem 1848 der demokratische Revolutionär Robert Blum hingerichtet worden.

Wie diese historischen Bedeutungsebenen in der Erinnerungskultur auch in Zukunft angemessen berücksichtigt werden, ist Thema einer Tagung, zu der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und der Zentralrat der Juden in Deutschland am 9. November ab 11 Uhr ins Schloss Bellevue einladen. Zahlreiche renommierte Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Medien und historisch-politischer Bildung gehen unter dem Titel „Wie erinnern wir den 9. November? Ein Tag zwischen Pogrom und demokratischen Aufbrüchen“ der Frage nach, wie sich Erinnerungskultur mit der Gesellschaft weiterentwickeln kann, ohne den Bezug zur historischen Verantwortung der Bundesrepublik zu verlieren. Um 14 Uhr wird die Direktorin der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur Dr. Anna Kaminsky bei dem Panel „Fragen – Wie gelingen (Ge-)Denk-Tage in Deutschland?“ mit Prof. Dr. Andreas Rödder (Universität Mainz), Moritz van Dülmen (Kulturprojekte Berlin GmbH), Prof. Dr. Mirjam Wenzel (Jüdisches Museum Frankfurt) und Moderatorin Shelly Kupferberg sprechen.

Die gesamte Tagung wird auf www.bundespraesident.de im Livestream übertragen.

Bereits am Morgen des 9. November findet ab 9 Uhr die offizielle Gedenkveranstaltung zum 33. Jahrestag des Mauerfalls in der Gedenkstätte Berliner Mauer statt, bei dem auf die Bundesstiftung Aufarbeitung vertreten sein wird. Im Rahmen der Festveranstaltung für geladene Gäste wird der belarussische Volny-Chor auftreten. Der „freie Chor“ gründete sich 2020 im Zuge der zivilgesellschaftlichen Proteste gegen Wahlmanipulationen in Belarus. Die bis zu 150 Sängerinnen und Sänger treten maskiert auf, um sich vor möglichen Repressionen zu schützen. Einige von ihnen wurden bei Razzien während der Proben verhaftet. Die meisten Chormitglieder flüchteten ins Exil.

Ein öffentliches, kostenloses Konzert des Volny-Chors findet am Abend des 9. November um 18 Uhr in der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen statt. Dabei wird um Voranmeldung gebeten an: veranstaltungen@stiftung-hsh.de

Am Donnerstag, 10. November tritt der Chor um 19 Uhr in der Evangelischen Pfingstkirche in Potsdam auf. Voranmeldungen werden erbeten unter: anmeldung@lakd.brandenburg.de. Auch bei diesem Konzert ist der Eintritt frei.

Der Volny-Chor gastiert auf gemeinsame Einladung der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, der Beauftragten des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur, des Berliner Beauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, der Stiftung Berliner Mauer und der Stiftung Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen in Berlin und Potsdam.

Neben ihrer Beteiligung an den verschiedenen Veranstaltungen zur Erinnerung an den 9. November ruft die Bundesstiftung Aufarbeitung Schulen und Bildungseinrichtungen deutschlandweit dazu auf, sich am „Projekttag deutsche Geschichte“ zu beteiligen. Damit kann das Datum dazu genutzt werden, das Wissen über Ereignisse und Zusammenhänge insbesondere bei den jüngeren Generationen zu stärken. Beschlossen wurde der Projekttag 2009 von der Kultusministerkonferenz. Anregungen und Materialien liefert das gleichnamige Bildungs-Onlineportal www.projekttag-deutsche-geschichte.de