Im russischen Karelien haben Vertreter der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur an zwei Orten der Opfer des stalinistischen Terrors gedacht. Aus Anlass des 80. Jahrestags des Beginns des „Großen Terrors“ besuchte die Delegation am 5. August den Gedenkfriedhof Sandormoch in Karelien. Die dortigen Massengräber sind eines der bedeutendsten Zeugnisse des stalinistischen Terrors in Russland. Etwa 800 Menschen aus Litauen, den USA, Deutschland, Polen, der Ukraine und Russland, darunter Vertreter der Menschenrechtsorganisation MEMORIAL, der jüdischen und muslimischen Gemeinden, von Kosakenverbänden, der orthodoxen Kirche und der lokalen Behörden, gedachten der Opfer gemeinsam mit vielen Privatpersonen, die um ihre ermordeten Angehörigen trauerten. Am 7. August wurde auf den Solovki-Inseln im Weißen Meer der Zehntausenden Toten gedacht, die hier in der Verbannung an Zwangsarbeit, Hunger, Kälte und Krankheiten starben. Beide Veranstaltungen fanden im Rahmen der jährlichen Studienfahrt der Stiftung statt, die 2017 eine Delegation aus 20 Leitern deutscher Aufarbeitungseinrichtungen, Gedenkstätten und Forschungseinrichtungen, Wissenschaftlern und Journalisten nach Russland zu den Orten des GULag führt.

Das Gedenken an die Opfer der kommunistischen Gewaltherrschaft ist heute in Russland politisch höchst umstritten. Organisationen und Einzelpersonen, die sich für die kritische Aufarbeitung der untergegangenen Sowjetunion einsetzen, werden häufig von nationalistischen Gruppierungen bedrängt und sind Repressalien ausgesetzt. So wurde der Historiker Jurij Dmitriev im Juni 2017 verhaftet. Dmitriev hatte die bis dahin geheimen Grabstätten in Sandormoch 1997 entdeckt und sich seither der historischen Aufklärung der kommunistischen Verbrechen verschrieben. Vor dem Hintergrund der Kontroversen um die Aufarbeitung des Stalinismus erscheinen die Gründe für Dmitrievs Verhaftung fragwürdig.

Eine ausführliche Darstellung des Falls durch die russische Historikerin Ekaterina Makhotina