Ein internationaler Workshop des Centre Marc Bloch, der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und des Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam widmet sich vom 23. bis 25. Juni 2016 der bisher wenig erforschten letzten „Konferenz der kommunistischen und Arbeiterparteien Europas“, die am 29. und 30. Juni 1976 in Ost-Berlin stattfand. Beitragsvorschläge können bis zum 31. März per E-Mail an n.doerr@bundesstiftung-aufarbeitung.de bei der Bundesstiftung Aufarbeitung eingereicht werden.

Die Konferenz ist zeithistorisch bislang nur in geringem Maße untersucht worden. Aktuell liegen lediglich zeitgenössische, meist journalistische oder politologische Beschreibungen der Konferenz vor. Eine umfassend quellengestützte und multiarchivarische Analyse steht noch aus. Anlässlich des 40. Jahrestags dieser Konferenz wird daher ein internationaler Workshop in Berlin den Stand der Forschung zusammentragen und sich neuen Forschungsperspektiven zuwenden. Dabei stehen die Verortung der Konferenz in der Geschichte der kommunistischen Großkonferenzen, ihre Einbettung in die Globalgeschichte der 1970er-Jahre, die Vorbereitung, Organisation und Durchführung der Konferenz, ihre Wahrnehmung durch die verschiedenen Parteien und Regierungen in Ost und West sowie insbesondere durch die ostdeutsche Gesellschaft im Mittelpunkt. Von besonderem Interesse wird die Rolle der SED sein, die als gastgebende Partei einerseits eine Vermittlerrolle einnehmen musste, um ein Stattfinden der Konferenz überhaupt zu ermöglichen. Anderseits war sie an die Vorgaben der sowjetischen Machthaber gebunden und musste daher in hohem Maße taktisch agieren. Neben der SED und der KPdSU spielten die kommunistischen Parteien aus Jugoslawien, Italien, Frankreich, Spanien, Rumänien und Ungarn eine wichtige Rolle.

Zentrale Fragestellungen lauten: Wie lässt sich die Konferenz in die Geschichte der (Welt)Konferenzen und die Beziehungsstruktur der kommunistischen Parteien nach 1945 einordnen? Wie verlief der Vorbereitungsprozess zur Konferenz? Welche Probleme hatte die SED in ihrer Spagatfunktion? Welche Schlüsse zog die KPdSU aus der Vorbereitung und dem Verlauf der Konferenz? Welche Rolle spielten die anderen Staatsparteien des sozialistischen Lagers? Inwieweit kam es zu einem koordinierten Vorgehen der Eurokommunisten? Welche Rolle spielten die kleinen kommunistischen Parteien auf der Konferenz? Wie wurde mit strittigen Themen (v.a. Verhältnis zur VR China, NATO, USA) umgegangen? Inwieweit wirkten sich die Folgen der portugiesischen Nelkenrevolution und der Redemokratisierung Griechenlands und Spaniens auf den Konferenzverlauf aus? Wie wurden die Ergebnisse im Westen (politisch, wissenschaftlich, medial, gesellschaftlich) interpretiert? Welche Rolle hat die Konferenz für die Dissidenten in der DDR und anderen osteuropäischen Staaten gespielt?

Beitragsvorschläge (insbesondere, aber nicht ausschließlich) zu einem der hier aufgeworfenen Themenfelder sind bis 31. März 2016 per E-Mail an n.doerr@bundesstiftung-aufarbeitung.de einzureichen. Diese sollen aus einem Abstract von nicht mehr als einer Seite sowie einem Kurzlebenslauf bestehen. Der Call steht ausdrücklich nicht nur Forschern aus den Bereichen der Historischen Kommunismusforschung und der Cold War Studies, sondern auch allen verwandten Disziplinen offen. Eine interdisziplinäre Diskussion ist gewünscht. Der Workshop soll in diesem Sinne zu einer Vernetzung beitragen. Reise- und Übernachtungskosten werden im Falle einer Zusage übernommen.

Weitere Informationen zum Workshop finden Sie auf dem Portal H/Soz/Kult.

Termin: 23.–25.06.2016 (Donnerstag bis Samstag)
Ort: Centre Marc Bloch, Friedrichstraße 191, 10117 Berlin