Werner Schulz ist am 9. November 2022 mit 72 Jahren überraschend verstorben. Er zählte zu den profiliertesten Bürgerrechtlern in der DDR. Die Direktorin der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Anna Kaminsky, sagte: „Wir verlieren mit Werner Schulz einen engagierten, streitbaren und vor allem warmherzigen Unterstützer. Als wichtige Stimme der Aufarbeitung wird er uns sehr fehlen.“ Seit Gründung der Bundesstiftung Aufarbeitung 1998 war Werner Schulz Mitglied des Stiftungsrates. Der Ratsvorsitzende, Markus Meckel, würdigte Werner Schulz insbesondere dafür, dass er stets dafür eintrat, die osteuropäische Perspektive in der europäischen Politik einzubeziehen: „Seit Jahren kritisierte er weitsichtig – insbesondere auch als Abgeordneter des Europäischen Parlaments – die deutsche Russlandpolitik und mahnte eine realistische Auseinandersetzung mit Putin an.“

Geboren wurde Schulz am 22. Januar 1950 in Zwickau. Mit 18 Jahren erlebte er den Prager Frühling, eine Erfahrung, die ihn für sein gesamtes Leben politisierte. Werner Schulz engagierte sich seit den 1970er Jahren in der kirchlichen Friedensbewegung, seit 1982 war er Mitglied des Pankower Friedenskreises. Im Herbst 1989 schloss er sich früh dem Neuen Forum an, das er später am Runden Tisch vertrat. Bei den ersten freien Wahlen in der DDR 1990 wurde Schulz in die Volkskammer gewählt. 1990 zog er für Bündnis 90/Die Grünen in den gesamtdeutschen Bundestag ein und blieb bis 2005 Abgeordneter im Parlament. Von 2009 bis 2014 gehörte der Träger des Bundesverdienstkreuzes dem Europäischen Parlament an. Im Juni 2022 war er mit dem Deutschen Nationalpreis ausgezeichnet worden. Werner Schulz hinterlässt eine Ehefrau und zwei Kinder.

In Erinnerung an Werner Schulz möchten wir auf das Interview „Mein 1968“ verweisen, in dem er 2018 über die Prägungen seiner Jugend und sein Erleben des Prager Frühlings spricht.